Linux neben Windows installieren

Sie möchten neben Windows auch Linux nutzen, haben aber nur einen Rechner? Kein Problem, es beide laufen parallel - mit ganz wenig Aufwand.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Linux und Windows auf demselben Rechner zu betreiben ist ziemlich einfach - Sie wählen beim Booten einfach aus, welches System starten soll. Alle dafür notwendigen Schritte finden Sie hier einfach erklärt.

Wenn Sie den Rechner einschalten, startet normalerweise einfach Windows. Der Vorgang lässt sich aber durchaus abbrechen, indem Sie zu Anfang irgendwann [Shift] + [F8] drücken (ab Windows 8; bei älteren Versionen nur [F8]). Es erscheint ein Menü mit Boot-Optionen, beispielsweise für den sicheren Betriebsmodus. Wenn Sie später ein Linux installieren, wird auch darüber ein solcher Boot-Manager installiert - und dieser erscheint nach dem Einschalten immer.

Und an dieser Stelle wählen Sie dann das gewünschte Betriebssystem. Alternativ startet nach ein paar Sekunden das Standardsystem, in der Regel also Ihr Windows. Auf welchen Datenträger Sie das Linux installieren, spielt dabei keine Rolle. Bei genügend Platz, kann das auch die selbe Platte sein, auf der auch Windows läuft.

Das Endergebnis: Der Boot-Manager Grub fragt, welches System starten soll.

Zunächst benötigen Sie ein Boot-Medium, in aller Regel einen USB-Stick. Es genügt aber nicht, ein heruntergeladenes Linux einfach auf den Stick zu kopieren, die ISO-Datei muss mit einem speziellen Programm entpackt werden. Wenn Sie ein typisches Linux, also beispielsweise Ubuntu, installieren möchten, geht das am einfachsten mit Unetbootin, das auch gleich die ISO-Datei herunterladen kann.

  1. Unetbootin besteht aus nur einem Fenster. Zunächst bestimmen Sie das zu installierende Linux. Entweder wählen Sie oben aus dem Bereich "Distribution" eines der angebotenen Systeme (Vorsicht: Nicht immer auf dem neuesten Stand!) oder Sie geben unten unter "Abbild" eine selbst heruntergeladene ISO-Datei an.
  2. Wählen Sie nun unten im Fenster den gewünschten USB-Stick. Aber Vorsicht: Die Laufwerke werden hier nur mit Laufwerksbuchstaben aufgelistet, da ist schnell mal das Falsche ausgewählt. Und damit würden alle Daten auf dem Datenträger gelöscht. Anschließend bestätigen Sie mit [OK] und warten den Schreibvorgang ab. Wenn Linux auf demselben Rechner installiert werden soll, kann der Stick eingesteckt bleiben. Andernfalls sollten Sie ihn nicht einfach ausziehen, sondern über das USB-Icon in der Taskleiste "auswerfen".

Mit Unetbootin lassen sich Boot-Medien besonders einfach erstellen.

Nicht alle Rechner starten ein eingelegtes Boot-Medium sofort, meistens wird trotzdem von der Festplatte beziehungsweise SSD gebootet. Daher müssen Sie aller Wahrscheinlichkeit nach die Boot-Reihenfolge im BIOS/UEFI (die Firmware des Rechners) ändern. Das brauchen Sie übrigens nur einmal machen: Wenn kein boot-fähiger USB-Stick eingesteckt ist, startet der Computer ohne Nachfrage von der Platte.

  1. Starten Sie den Rechner neu. Um auf älteren Rechnern ins BIOS und auf neueren Rechnern ins UEFI zu kommen, müssen Sie direkt nachdem der Rechner neu startet, auf eine Taste klicken - leider ist das nicht immer dieselbe. Wenn der Rechner angeht, erscheint meistens ein kurzer Splash-Screen mit einem Logo des Mainboard- oder Rechnerherstellers. Dort steht in der Regel auch die gewünschte Taste. In den meisten Fällen sollte es aber mit [ENTF] funktionieren, teils mit [F2] oder [F12] oder [ESC].
  2. Im BIOS müssen Sie nun mit der Tastatur navigieren, im UEFI gibt es auch Mausunterstützung. Da BIOS/UEFI nicht immer identisch aussehen, müssen Sie ein wenig suchen. Irgendwo gibt es einen Eintrag zu "Boot-Optionen", "Startoptionen" oder etwas in der Art. Darunter findet sich immer auch die Boot-Reihenfolge. Legen Sie hier den eingesteckten USB-Stick ganz nach oben.
  3. Beenden Sie BIOS/UEFI und speichern die Einstellungen. Anschließend startet der Rechner automatisch neu und Sie landen beim Willkommensbildschirm von beispielsweise Ubuntu. Weiter geht es mit der Installation.

Um einen Eingriff im BIOS/UEFI kommen Sie leider nicht herum, der USB-Datenträger muss vor der internen Festplatte booten.

Die Installation ist ziemlich simpel, im Grunde müssen Sie Dinge wie Nutzername, Passwort, Ländereinstellungen und so weiter eingeben. Es gibt aber auch ein paar wichtige Optionen, die nicht ganz selbstverständlich sind, etwa wo das Linux, hier am Beispiel Ubuntu, installiert werden soll.

Hinweis: Bevor Sie Linux neben Windows installieren, sollten Sie immer ein Backup Ihrer Daten erstellen. Wie Sie ein Backup mit Windows 10 erstellen, lesen Sie hier.

  1. Wählen Sie im ersten Screen die gewünschte Sprache und die Option "Ubuntu installieren".
  2. Im nächsten Schritt werden Sie gefragt, ob Ubuntu während der Installation aktualisiert werden soll und ob Software von Drittherstellern installiert werden darf. Beide Optionen sollten Sie aktivieren. Bei der Drittherstellersoftware handelt es sich um Nicht-Open-Source-Tools wie zum Beispiel einen MP3-Codec oder Grafikkartentreiber, die für einen reibungslosen Betrieb unerlässlich sind.
  3. Im folgenden Dialog teilt Ihnen der Installer mit, dass ein Windows gefunden wurde und sollte standardmäßig die Optionen "Ubuntu neben Windows (10) installieren" anbieten. Nehmen Sie diese an, um das Windows-System nicht zu verändern.
  4. Nun kommt die Frage, wohin Ubuntu installiert werden soll. Wenn nur eine Festplatte installiert ist, können Sie die vorgeschlagenen Einstellungen vermutlich einfach aktzeptieren. Der Installer legt dann eine weitere Partition für Ubuntu an. Deren Größe können Sie mit der Maus verändern. Wenn Ubuntu aber auf eine zweite Festplatte installiert werden soll, klicken Sie auf die Schaltfläche "erweiterte Partitionierungswerkzeuge". Für das Beispiel handelt es sich um eine neue, leere, unformatierte Festplatte.
  5. Standardmäßig werden Sie nun eine Festplatte namens "sda" sehen und eine zweite namens "sdb". "sda" ist die erste Festplatte mit Windows, "sdb" die noch leere Zweite. Rufen Sie mit einem Doppelklick die Eigenschaften der Platte auf und lassen eine Partition erstellen. Die Vorgaben können so bleiben, Sie müssen lediglich den "Einbindungspunkt" auf "/" stellen. Der Slash steht stellvertretend für das unterste Verzeichnis. In der Windows-Welt würde das einfach heißen, dass Windows ganz normal unter "C:\" installiert werden soll. Und gegebenenfalls sollten Sie die Größe der Partition einschränken. Es macht wenig Sinn, das Betriebssystem auf einer 3-Terabyte-Partition zu installieren. Bestätigen Sie nun die Partitionierung und führen die Installation über die Schaltfläche "Jetzt installieren" fort.
  6. In den folgenden beiden Installationsschritten bestätigen Sie lediglich die Lokalisierungseinstellungen, also Tastaturlayout, Zeitzone, Sprache und so weiter.
  7. Zu guter Letzt vergeben Sie Nutzernamen und Passwort. Und Sie können festlegen, ob Ihre persönlichen Dateien verschlüsselt werden sollen. Praktisch ist das bei Laptops. Denn auch, wenn sich niemand ohne Passwort am Rechner anmelden könnte, könnte man doch den Speicher ausbauen und die Dateien darauf ganz normal auslesen. Bestätigen Sie den Dialog, entfernen nach Aufforderung den USB-Stick und starten den Rechner danach neu.
  8. Sie sind nun also im eingangs erwähnten Boot-Manager gelandet. Vermutlich gibt es hier einen Eintrag zu "Windows XXX", zwei mal "Memory Test XXX" (Tests für den Arbeitsspeicher) sowie "Ubuntu" und "Erweiterte Optionen für Ubuntu". Ubuntu startet nach etwa zehn Sekunden automatisch, Windows müssen Sie manuell auswählen. (Die Reihenfolge lässt sich natürlich ändern.)

Die Partitionierung ist der einzige Stolperstein bei der Linux-Installation - aber die Standardvorschläge sind in der Regel sehr gut.

Wie Sie Ubuntu ohne Dual-Boot installieren, erklären wir Ihnen in diesem tipps+tricks-Artikel. (anka)