Elektrischer Alltag im Opel Ampera

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Autos mit derart großen Batterien dürften daher die Zukunft sein und in zwei Jahren könnten wir schon darüber lachen, dass wir heute „derart große“ geschrieben haben. Volkswagen wird demnächst massenweise 100-kWh-Autos bauen. Übermäßig sind die 60 kWh jedenfalls nicht. Reichweitenangst kam dennoch einmal auf: Bei Sturzregen auf der Autobahn spätabends unterwegs mit vier weiblichen Familienangehörigen schnellte die Reichweitenanzeige in einem Augenblick plötzlich um zehn Kilometer nach unten. Zehn Kilometer später immerhin hat das Elektronenhirn diesen offensichtlichen Fehler ebenso schnell wieder korrigiert.

Dreifache Umleitung

Mein Problem als Etagen-Bewohner ist vor allem das Schnarchladen in diesem Szenario. Um Strom aus dem Keller zum Tiefgaragenplatz zu legen, musste ich alle im Haushalt verfügbaren Kabel zusammenstöpseln plus die Kabeltrommel des Nachbarn, der so etwas als Handwerker einfach mal im Keller stehen hat. Im Viertel haben die Stadtwerke zwei zu Fuß bequem erreichbare Ladesäulen errichtet. Damit bekommt man den Ampera über Nacht voll. Die Bezahlmöglichkeit per App weckte Hoffnungen, doch scheiterte sie bei mir an der doppelten Umleitung Stadtwerke.de – Ladenetz.de – PayPal.com. Zuerst hieß es, der Verbindung werde nicht getraut. Danach konnte PayPal die Zahlfunktion nicht freigeben. Aufgabe nach dem sechsten Versuch. Die Lösung war eine Ladekarte, mit der die Stadtwerke ihren Strom für 38 ct/kWh verkaufen. Später fand ich eine Säule fürs Schnelladen, an der der Strom (noch) nichts kostet. Von dort dauert der Fußweg nach Hause bereits eine Viertelstunde – gerade noch akzeptabel, wie ich finde.

Gewohnt vorsichtig

Noch immer habe ich mich nicht ganz ans E-Auto gewöhnt: Beim Einbiegen in die Hauptstraße beschleunige ich immer noch so vorsichtig, wie ich es von einem Verbrennungsantrieb gewohnt bin. Schließlich tritt man einen Motor ja nicht, bevor er ganz durchgewärmt ist. Aber ich würde mich auf jeden Fall ans beherzt elektrische Davonziehen gewöhnen können. Sogar mit dem gescholtenen Ampera.

Übrigens: Wem das filigrane Segel über dem Gepäckraum zu viel Zukunft zumutet, findet im Zubehörprogramm von Opel die gewohnte Hartschalenabdeckung. Zu viel Spott über das Gestrige im Avantgarde-Autokäufer sollten wir uns darüber nicht leisten: Foristen berichten glaubhaft, dass die Hartschale Fahrgeräusche wirksam dämpft. Die Radkästen sind nicht eben perfekt gedämmt und so ist das Hartschalenteil vielleicht weniger traditionalitisch als man zunächst denkt. Es ist in seinem Fall einfach ein sinnvolles Zubehör für einen Elektroauto-Genießer. (fpi)