German Antrieb

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München, 15. Juni 2015 – Schmal ist es geworden, das japanische Angebot in der Mittelklasse. Von den sechs großen bieten nach dem bedauerlichen Rückzug des Honda Accord nur noch Suzuki, Mazda und Toyota Modelle in diesem Segment an. Mit einem umfangreichen Facelift des Avensis will Toyota sich wieder ein größeres Stück der Verkaufsanteile in dieser Klasse sichern. Wir konnten uns bereits einen ersten Eindruck verschaffen.

Aufgeräumt

Die aktuelle Überarbeitung war dabei tiefgreifender als beim 2011er-Update. Toyota hat dabei nicht das Äußere modernisiert, sondern auch im Innenraum aufgeräumt. Dabei wurde nicht nur die Form verändert, sondern auch die Beleuchtung von bernstein auf blau umgestellt. Gut verarbeitet war der Avensis schon vorher, bei der Güte der Materialien gab es keinen Fortschritt. Auch das Raumangebot für die Insassen blieb unverändert auf durchschnittlichem Niveau. Leicht darunter bleibt der Kofferraum: Angesichts einer Außenlänge von 4,82 m ist er mit 543 Litern kein Riese.

Ein paar Kleinigkeiten stören im täglichen Umgang. Dazu gehört, dass die mit dem Tempomat vorgewählte Geschwindigkeit nirgendwo angezeigt wird. Die Sitze sind bequem, die Sitzposition aber zu hoch. Der große Touchscreen reagiert zwar besser auf Eingaben als wir das in einigen Peugeot-Modellen erlebt haben, aber auch hier ist noch Luft für weitere Verbesserungen. Das gilt auch für die Darstellung, die ziemlich schlicht wirkt. Während der Fahrt irritiert, dass die Verkehrszeichenerkennung oft andere Tempolimits anzeigt als das Navigationssystem. Hier wäre eine einheitliche Information wünschenswert.

BMW-Diesel

Eine echte Neuerung gibt es bei den Antrieben. Toyota verbaut nun auch hier Dieselmotoren von BMW. Die 143-PS-Ausführung ist aus diversen Modellen der Bayern bekannt und wurde dort vor kurzem durch einen Nachfolger mit 150 PS ersetzt. BMW baute die Motoren natürlich längs ein, Toyota quer. Der Längseinbau kam BMW teuer zu stehen, denn die Klagen über schabende Steuerketten sind bekannt. Sie sind dort auf der Getriebeseite eingebaut, sodass für eine Revision des Kettentriebs durch den Ausbau des gesamten Motors reichlich Arbeit anfällt. Die Probleme sollen aber inzwischen gelöst sein.

Toyota hat die Maschine offenbar ohnehin nicht eins zu eins übernommen: Sollte kein Übersetzungsfehler vorliegen, verbauen die Japaner Piezo-Injektoren. BMW nahm für die Ausführungen mit 116 und 143 PS Magnetventil-Injektoren.

Die subjektiven Fahreindrücke ähneln sich natürlich. Ab ca. 1300/min beschleunigt der Avensis kraftvoll, der Elan lässt erst deutlich oberhalb von 4000/min nach. Toyota verspricht 9,8 Sekunden im Standardsprint und eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Damit bleibt der Avensis trotz geringerem Leergewicht unerwartet deutlich hinter dem vergleichbaren 318d Touring mit gleicher Maschine zurück, denn BMW nennt 9,2 Sekunden und 210 km/h. Auch beim Verbrauch profitiert der Toyota nicht davon, dass er weniger schleppen muss: 4,6 nennt Toyota im NEFZ, BMW 4,5 Liter. Leider bieten die Japaner diesen Motor derzeit nur mit einem Schaltgetriebe an. Das lässt sich zwar leicht betätigen, doch eine Automatik würde gut zum Wesen des Avensis passen.

Die Laufkultur ist bei gleichmäßiger Fahrweise im Toyota gut, beim Beschleunigen tönt der Diesel aber kernig. Eine Verringerung des Lärms stand bei BMW im Lastenheft für den Nachfolger ziemlich weit oben – erfolgreich, wie die Ausfahrt mit dem 520d zeigte, der die gleiche, neue Motorenbasis hat und leiser als der Vorgänger ist.

Fair bepreist

Den Avensis gibt es als Limousine ab 23.640 Euro, der Kombi kostet 1000 Euro mehr. Der von uns gefahrene Diesel ist im Kombi ab 31.090 Euro zu haben. Der große Preisunterschied liegt auch daran, dass Toyota die 143-PS-Maschine nicht in Kombination mit dem Basismodell anbietet. Im Falle des ebenfalls von BMW zugelieferten 112-PS-Diesel liegen zwischen den beiden günstigsten Ausstattungslinien immerhin 2500 Euro. Andererseits ist der 143-PS-Diesel so schon im günstigsten Fall recht gut ausgestattet. Für Dinge wie Rückfahrkamera, USB-Anschluss, Lederlenkrad, Freisprecheinrichtung, Klimaautomatik oder Alufelgen kassieren die Japaner nichts extra.

Anreise, Verpflegung und Probefahrt gingen auf Kosten des Herstellers