Honda nimmt in Europa den Accord vom Markt

Accord ade

Honda wird ab 2015 keinen Accord mehr in Europa anbieten. Wirtschaftlich gesehen scheint das sinnvoll, denn die Verkaufszahlen waren zuletzt spärlich. Die Ursachen für den ausbleibenden Erfolg sind fast alle hausgemacht

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Von
  • Martin Franz
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Frankfurt, 27. Oktober 2014 – Die Nachricht machte in der vergangenen Woche schnell die Runde: Honda wird in Europa den Accord ab 2015 nicht mehr anbieten. Als Motiv dafür nennt der Importeur die geringen Zulassungszahlen: In Deutschland wurden zwischen Januar und September diesen Jahres nur 951 Accord verkauft. Die Ursachen für den mäßigen Erfolg liegen aber nicht allein im sich wandelnden Markt – der verändert sich schließlich ständig – und der unzulänglichen Reaktion des Herstellers darauf.

Aufstieg

Wie viele japanische Hersteller erlebte Honda in den 1980er-Jahren einen furiosen Aufstieg. Zwar stellte Mazda mit dem 626 dem Importkönig, doch auch Honda konnte mit den stetig steigenden Verkaufszahlen von Civic und Accord durchaus zufrieden sein. Die Autos waren im besten Wortsinn preiswert: Die Ausstattung war viel üppiger als bei den deutschen Konkurrenten, dazu kam eine hohe Zuverlässigkeit, die die gehobene Preise für Ersatzteile zweitrangig erscheinen ließ. Unterstützend kamen eine Innovationsfreude und ein sicheres Gespür für die Wünsche der Kunden hinzu. Das alles sicherte den Japanern eine eigentlich treue Fangemeinde, ab 1990 auch in den damals neuen Bundesländern.

Fall

Den ersten spürbaren Dämpfer gab es 1993 mit der Einführung der fünften Generation. Das Design war rundlicher und weniger gefällig als beim 1989 vorgestellten Vorgänger. Dazu hatte Honda bei den Motoren keine glückliche Hand. Zur Start leistete der schwächste Benziner schon 130 PS, zuviel für manche Kunden. Erst im Herbst 1995 wurde ein 115-PS-Benziner nachgeschoben. Gleichzeitig unternahm Honda den Versuch, den Accord etwas höher zu positionieren, was ihm eines seiner wichtigsten Verkaufsargumente nahm: den vergleichsweise günstigen Preis.

In den 2000er-Jahren kamen Stufenhecks hierzulande langsam aus der Mode, Vans, SUV und Kombis waren gefragt. Honda bot ab 2003 unter der Bezeichnung Accord Tourer einen Kombi an, der äußerlich mehr Platz suggerierte, als er letztlich bot. Dabei kursieren zwei Angaben: 518 Liter sind es unter der Gepäckraumabdeckung, 576 Liter sind es bis zur Fensterunterkante, wenn die Abdeckung entfernt wird. Trotz guter Qualität, hoher Zuverlässigkeit und insgesamt durchaus fairer Preise konnte er an frühere Marktanteile nicht mehr anknüpfen. Als Gebrauchtwagen ist die bis 2008 gebaute, siebente Generation aber bis heute eine Empfehlung, die insbesondere für Benziner und die ab 2006 gebauten Modelle mit Facelift gilt.