Qualitätssicherung

Peugeot 403: Dauerläufer und Million Seller

Als jeder Hersteller mit widrigsten Umständen und aufgeblasenen Egos zu kämpfen hatte, tut Peugeot das Undenkbare: Sie bauen unaufgeregt und zielstrebig mit dem unkaputtbaren Peugeot 403 ihren ersten Millionen-Hit

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Klassiker 9 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn
Inhaltsverzeichnis

Wien, 28. Oktober 2016 – Das Chaos war der gemeinsame Nenner. Der Untergang der Marke am Horizont ein Ausblick, den sich alle teilten. Fragwürdige Arbeitsprozesse, nicht nachvollziehbare Managemententscheidungen und die permanente Notwendigkeit zur Improvisation schien das Fundament der Autoindustrie in den Nachkriegs- und über große Strecken der Wirtschaftswunderjahre gewesen zu sein. Die Entstehungsgeschichte beinahe jedes Klassikers bietet den Stoff für einen Krimi und eine Komödie gleichermaßen. Heute würde man dieses Klima als „schöpferisch“ und „kreativ“ bezeichnen. Aus diesem Wirrwarr sticht der Peugeot 403 heraus. Die Franzosen entwickelten und bauten das Auto geradlinig und unkompliziert, qualitativ hochwertig und praxistauglich.

Hart erarbeiteter Erfolg

Ganz so einfach war es, das ist der Zeit geschuldet, freilich nicht. Nach dem zweiten Weltkrieg stellte sich Peugeot neu auf. Der Konzern, soweit man den Begriff für das damalige Konstrukt bereits verwenden kann, kratzte zusammen, was der Krieg verschont hatte. Wie viele Konkurrenten begann auch Peugeot erst einmal mit der Produktion eines Vorkriegsmodells – dem 202. Schnell folgte mit dem Peugeot 203 ein komplett neues Auto. Die Kunden dankten es, doch die waren zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht wählerisch. Die Mobilisierung war ein Grundbedürfnis, um die Wirtschaft wieder in Schwung und somit Essen auf die Teller zu bekommen.

Während der 203 das Unternehmen am Leben erhielt, begann die Entwicklung des 403. Pininfarina war für das Design zuständig und entschied sich für die so genannte Pontonkarosserie. Der Hanomag 2/10 PS machte diese Designübung bereits in den 1920er Jahren einer breiten Öffentlichkeit bekannt – Spitzname „Kommissbrot“. Beim Peugeot 403 war die Karosserie keine Sensation, sie reihte sich aber in den bestehenden Trend mit ein. Glatte Seitenteile und das Fehlen von aufgesetzten Kotflügeln und anderem Schnickschnack schufen einen runden, speckigen Auftritt. Design im Wandel der Zeit.

Die Vielfalt des Peugeot 403

Bereits ab Marktstart – der Peugeot 403 wurde im April 1955 präsentiert – hob sich der Wagen positiv von der Konkurrenz ab. Gürtelreifen und eine Zahnstangenlenkung machten den Wagen zu einem der fahrsichersten auf den Markt. Dazu entwickelten die Franzosen innerhalb von zwei Jahren vier verschiedene Karosserievarianten: eine viertürige Stufenhecklimousine, ein zweitüriges Cabrio, einen fünftürigen Kombi und einen zweitürigen Pritschenwagen. Diese Varianten verästeln sich zu insgesamt 51 verschiedene Typen des Peugeot 403. Fünfsitzige Limousinen, sechssitzige Limousinen, sieben- oder achtsitzige Kombis und natürlich jeder nur denkbare Aufbau, der in die Rubrik „Nutzfahrzeug“ fällt. Also beispielsweise Polizei-, Kranken- und Leichenwagen (um den Kreis zu schließen).