Alltags-Reichweitentechniken für E-Autos

Auf Reserve

Wer eine Batterie statt einen Tank als Energiespeicher benutzt, kann die Besonderheiten dieser Technik so ausnutzen, dass er ohne Selbstkasteiung mit flüssiger Fahrweise weit kommt. Einige Praxistipps

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alternative Antriebe, Elektroautos 13 Bilder
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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Auf der Fahrt mit dem Renault ZOE nach Hockenheim fiel mir auf der kühlen Hinfahrt auf, dass der Wagen sich selbst 10,8 kWh / 100 km diagnostizierte und über die Gesamtfahrt inklusive der Rückfahrt bei 36° C mit Klimaanlage 12,8 kWh / 100 km. Die Eigendiagnose des ZOE schien bei der Prüfung gegen die Batteriekapazität realistisch. Renault selbst gibt als kombinierten Verbrauch 14,6 kWh an. Meine Fahrt hatte ich ohne Geschindigkeitslimitsuntertretungen oder andere Selbstkasteiungen auf der Landstraße absolviert. Deshalb möchte ich ein paar selbstkasteiungsfreie Tipps für verbrauchsgünstiges Fahren eines batterieelektrischen Antriebs geben, denn es geht (QED) ganz ohne Schleicherei im Schwitzkasten.

Energiemenge

Die meisten von uns sind gewohnt, einige Dutzend Liter flüssige Kohlenwasserstoffe als Energieträger dabei zu haben. Sie schwelgen also derart in dichter Energie, dass die mit traditionell rund 30 Prozent beschrieben eher geringe Effizienz eines Benziners nicht weiter stört. Elektrische Antriebe fahren mit einer Gesamteffizienz von über 80 Prozent, aber sie nehmen vergleichsweise wenig Energie mit. Die 22 kWh des ZOE entsprechen einer Restfeuchte von Benzin oder Diesel. Das muss man verstanden haben, weil eine geringe Energiemenge viel stärker schwankt. Über einen 50-Liter-Benzintank erleben die meisten Fahrer recht konstante Reichweitenwerte. Mit Restfeuchte dagegen schwankt es von klar dreistellig bis erschreckend zweistellig.

Konstant konservativ

Damit gilt der Haupttipp für sparsames Fahren jedes Motors verstärkt für Elektroantriebe: Fahren Sie gleichmäßig und vorausschauend. Das hilft auch, Vollbremsungen zu vermeiden, die auf den typischen rollwiderstandsreduzierten Elektroautoreifen diesen Tick länger geraten. Konserviert werden soll bei dieser Fahrweise die durch vorherige Beschleunigung aufgebaute kinetische Energie aus der Relativgeschwindigkeit des Fahrzeugs zur Erde. Der in jedem Elektroauto vorhandene Wechsel des Motors auf Generatorbetrieb (rekuperieren) wird dabei meistens in seiner Funktion überschätzt. Wer vor einer Kurve rekuperiert und dann beschleunigt, hat nicht mehr erreicht, als eine Handvoll Energie als Abwärme zu vergeuden. Besser: Kurven in konstanter Geschwindigkeit durchfahren, ohne Rekuperieren vorher, ohne Beschleunigen nachher. Dann beschränkt sich der Energieverlust durch Kurvenfahrt auf die unvermeidbare erhöhte Reibung. Dieses Konservieren von Bewegungsenergie ist einfach umzusetzen und hat den Vorteil, dass die meistens hohe Masse heutiger Elektroautos dabei hilft statt stört.