16 Jahre "World of Warcraft" – Faszination Rollenspiel

Seite 3: Der Duuud

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Der Duuud war über 8 Jahre aktiv und leidenschaftlicher "World of Warcraft"-Spieler, außerhalb von YouTube oder Twitch. Er ist immer gerne durch die Welt gezogen und hat unzählige schöne Stunden dort verbracht – auf der Jagd nach dem "einen Item", "selbst wenn ich gefühlte 50 Mal durch die gleiche Instanz gelaufen bin und jeden Winkel auf jedem Kontinent noch einmal dafür besuchen musste". Es war ihm aber immer wichtig, dass sein Charakter "schick" aussah.

"Wir sind in der Gilde sämtliche Schwierigkeitsgrade gelaufen und hatten immer Spaß dabei", erinnert er sich. "Irgendwann haben dann die Ersten, auch aus beruflichen Gründen, aufgehört, andere sind nach einer Pause mit einer anderen Einstellung zurückgekehrt und neue Mitglieder kamen dazu, das passte bald darauf alles nicht mehr."

Auch über die geringere Komplexität ärgerte sich der Duud. So vermisste er beispielsweise den alten Talentbaum, "in dem man immer noch ein bisschen mehr aus seinem Char rausholen und auch ausprobieren konnte". Viele Spieler wären auch nicht mehr bereit gewesen, sich mit den Spielmechaniken vertraut zu machen. "Viele beherrschten schlicht und einfach ihren Charakter und die zugehörige Rolle nicht, so dass man für einen 20 Minuten-Run fast zwei Stunden unterwegs war", erklärt der Duuud. Meckern und große Sprüche klopfen, das haben aber alle gut gekonnt, sagt er.

"Azeroth war wie ein Fußballplatz – jeder hatte seine Position und wusste, was er zu tun hatte, auch die Auswechselspieler auf der Bank", vergleicht der Duuud. Zum Ende seiner aktiven Spielzeit sei er immer öfter alleine unterwegs gewesen und habe sich nicht mal mehr im Team-Speak angemeldet. Allerdings wäre in der "guten alten Zeit" das Zusammenspiel mit der Gemeinschaft immer das größte gewesen. World of Warcraft funktioniert nunmal nicht alleine. "Als die Phasen immer kürzer wurden, in denen ich mich einloggte, wurde es Zeit aufzuhören. Ich hatte immer auch den Suchtfaktor im Hinterkopf."

World of Warcraft birgt großes Suchtpotenzial. Auch dessen war sich der Duuud immer bewusst. ""WoW" ist wie LSD, man sollte es nur spielen, wenn man Spaß hat und mit den richtigen Freunden unterwegs ist", meint er, "sonst kann sowas ganz schnell zu einem unkontrollierbaren Problem werden." Sollte der alte Talentbaum zurückkehren, würde er sich "World of Warcraft" bestimmt wieder angucken – ein anderes MMORPG kommt für ihn aber nicht in Frage.

(Bild: Blizzard)

Letztendlich kommt der Erfolg von "World of Warcraft" nicht von ungefähr. Gleichgesinnte trifft man auch heute noch. Vielleicht muss man eine Zeit suchen, um die passenden Mitspieler zu finden, aber vielleicht trifft man dann sogar Freunde fürs Leben. Wenn Corona hinter uns liegt, sind auch wieder Gildentreffen in der realen Welt möglich, die es seit Beginn von WoW gibt.

World of Warcraft war immer ein Spiel der Zusammenarbeit: Einer sorgt für den Schutz der Gruppe, einer achtet auf den Schützenden und der Rest behält die Gegner im Auge. Nicht immer muss man einer Meinung sein, solange man zumindest die Sichtweise des Nebenstehenden akzeptiert. Das Spielen unter Freunden und Gleichgesinnten macht "World of Warcraft" aus, da sind sich alle einig – es sollte aber nicht zu einer Ersatzwelt des realen Lebens werden.

(bme)