50 Jahre Harley-Davidson Super Glide

Nach dem Kultfilm "Easy Rider" brachte Harley die FX Super Glide 1971 als ersten Serien-"Chopper", Vorfahr der aktuellen Modelle Low Rider S und Street Bob.

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Den Beginn des "Factory Custom" machte vor 50 Jahren die Harley-Davidson Super Glide.

(Bild: Hersteller)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Harley-Davidson feiert das 50. Jubiläum der Super Glide. Sie gilt als das erste Factory-Custom-Bike der US-Marke und hatte nachhaltige Auswirkungen auf ihr Image als Chopper-Hersteller. Dabei war man im Milwaukee ursprünglich skeptisch gegenüber den Choppern der "Outlaws".

Das Jahr 1969 sollte für die in der Krise steckenden Marke Harley-Davidson alles ändern. Der Verkauf war rückläufig, immer mehr Kunden wandten sich anderen Herstellern zu, die Motorräder mit modernerer Technik anboten. Die Rettung kam ausgerechnet in Gestalt eines Films, der unter erheblichem Drogeneinfluss entstanden war und die vergebliche Suche nach der großen, amerikanischen Freiheit thematisierte. "Easy Rider" wurde zur Überraschung der beiden Hauptdarsteller und Drehbuchautoren Peter Fonda und Dennis Hopper zum Kultstreifen.

50 Jahre Harley-Davidson Super Glide I (7 Bilder)

Vor 50 Jahren brachte Harley-Davidson die FX Super Glide auf den Markt. Sie war der erste Versuch der US-Marke, einen serienmäßigen Chopper zu bauen. Die sogenannte FX-Baureihe (Factory Eperimental) sollte nachhaltige Auswirkungen haben.

Die heimlichen Helden waren aber zwei Harley-Davidson-Chopper auf denen Wyatt und Billy von Los Angeles nach New Orleans fuhren. Dabei hatte sich die Geschäftsführung von Harley-Davidson zuvor geweigert, Motorräder für den Film zur Verfügung zu stellen, weil das "Outlaw-Image" der beiden Protagonisten nicht zur Marke passen würde. Fonda ersteigerte deshalb notgedrungen bei einer Auktion in Los Angeles vier ausrangierte Polizei-Motorräder für 500 Dollar. Die Panhead-Modelle der Baujahre 1950 bis 1952 wurden von den Customizern Cliff Vaughs und seinem Mentor Ben Hardy zu Choppern umgebaut, wobei das Bike "Captain America" extrem ausfiel: winziger Tank, weit vorverlegte Fußrasten, Ape-Hanger-Lenker, zwei hoch ragende Auspuffe und wegen der ultralangen Gabel hatte das Vorderrad noch nicht einmal eine Bremse.

"Easy Rider" löste eine Chopper-Mode aus. Dass Harley-Davidson keinen Chopper im Programm hatte, war ganz normal, solche Bikes waren damals Einzelanfertigungen. William G. Davidson erkannte jedoch das wirtschaftliche Potenzial des Chopper-Trends. Der Enkel des Firmengründers William Davidson und Sohn des Geschäftsführers William H. Davidson leitete das Styling Department und entwarf die FX (Factory Experimental) Super Glide, die zwar nicht an die aufwendigen Umbauten aus dem Film herankam, aber zumindest ging sie stilistisch in Richtung Chopper. Der Erste Schritt auf dem Weg zum "Factory Custom" (welch schöner Widerspruch) war getan. Diese Vereinnahmung des Individuellen brachte die Motorradindustrie heute bis zu einer Kooperation mit Customizern, mit dem Ziel, nach dem Bike noch eine Menge Zubehör verkaufen zu können.

Dafür hatte Davidson die schlanke Gabel und das schmale Vorderrad einer XL Sportster mit dem Rahmen, dem 1207 Kubikzentimeter großen Shovel-Head-Motor und dem fetten Hinterrad der FL Electra Glide kombiniert. 1971 präsentierte Harley-Davidson die FX Super Glide, jedoch mit dem etwas merkwürdigen "Boat Tail"-Kunststoffheck der Sportster, das so gar nicht dem Spirit der "Easy Rider"-Bikes entsprach. Weil die Kunden ablehnend reagierten, wurde es bereits im nächsten Jahr gegen einen knappen Heck-Fender und eine geschwungene Sitzbank getauscht.