Android-Entwicklung jenseits von Google

Seite 3: Nischenprodukte

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Der 2010 erstmals vorgestellte App Inventor sollte Quereinsteigern das Erstellen von Programmen für Android erleichtern. Google hat das Projekt mittlerweile an das MIT abgetreten, wo es eine langsame, aber stetige Weiterentwicklung erfährt. Neben der als Web-App implementierten Formulardesignumgebung müssen Entwickler auf eine als lokales Java-Applet realisierte Anwendung zurückgreifen. Das in Abbildung 10 gezeigte Programm erlaubt ihnen das Realisieren von Programmlogik durch das Zusammenstellen vorgefertigter Blöcke.

Die "Beinchen" der Puzzleteile nehmen Parameter entgegen (Abb. 10).

App Inventor ist kostenlos, allerdings aufgrund des beschränkten Funktionsumfangs für den professionellen Entwickler eher uninteressant: Ist eine App nicht mit den vorgefertigten Blöcken konstruierbar, müssen Entwickler auf eine von Scheme abgeleitete Programmiersprache zurückgreifen.

Unternehmens-Apps sind im Consulting-Geschäft populär, daher ist an dieser Stelle auf die AppMachine hinzuweisen. Es handelt sich dabei um einen an App Inventor angelehnten Dienst, der auf das Erstellen derartiger Applikationen spezialisiert ist. Das bedeutet, dass Produktkataloge, Newsreader und die Integration in soziale Netze dank vorgefertigter Module rasch von der Hand gehen. Als besonderes Gimmick gibt es eine Scanfunktion, die die Webseite von Kunden analysiert und die Basis einer Companion App automatisch generiert. In der Pro-Version dürfen Entwickler die im Produkt eingebaute Logik zudem um handgeschriebenes JavaScript erweitern.

AppMachine ist alles andere als preiswert. Der pro erstellter Applikation anfallende Obolus rangiert im Bereich von 19 bis 99 Euro pro Monat; die Entfernung des im About-Bildschirm erscheinenden AppMachine-Logos schlägt mit weiteren 250 Euro zu Buche.

Anywhere Software sah vor einigen Jahren seine als Basic4PPC bezeichnete Entwicklungsumgebung als preiswerten und einstiegsfreundlichen Ersatz fürVisual Basic. Aus der damals auf Basis eines Interpreters arbeitenden IDE ist mittlerweile ein vollwertiger Compiler geworden, dessen Effizienz mit nativen Programmen mithält. Die ehedem notwendige Laufzeitumgebung ist nicht mehr mit von der Partie, was die leidige Diskussion über mögliche Dekompilierung im Keim erstickt. B4A erlaubt vergleichsweise systemnahes Arbeiten: Das Produkt reicht die einzelnen Activities in Basic durch, was Entwicklern das Eingreifen in den Applikationslebenszyklus erlaubt.

Neben der Android-Version bietet Anywhere Software mit B4J eine Alternative für die Desktop-Entwicklung an. Sie unterscheidet sich von B4A insofern, als die Kompilate für das am Desktop verbreitete JavaFX-Framework vorgesehen sind. Aufgrund der engen Integration zwischen B4A und Android lassen sich Apps nur teilweise am Desktop weiterverwenden.

B4J ist kostenlos. Wer B4A nutzen möchte, wird mit mehreren Lizenzierungsvarianten versorgt. Die mit 59 US-Dollar preiswerte Basisversion bekommt zwei Monate lang Upgrades, für 119 US-Dollar gibt es eine zwei Jahre lang Upgrade-berechtigte Version.

Flash galt vor mehr als zehn Jahren als absolutes Muss. Im Bereich des Plattform-Supports kämpft Adobe seit geraumer Zeit ein Rückzugsgefecht. BlackBerry hat das Framework mit OS 10.3 entfernt, Nutzer von Android zeigen sich über den zusätzlichen Download der Laufzeitumgebung oft nicht sonderlich erfreut.

Im Grunde genommen handelt es sich bei AIR um eine Art Embedded-Browser, der mit einem Flash Player ausgestattet ist. Eine AIR-App ist somit nur eine Webseite, die von der Runtime mit speziellen Funktionen wie dem Zugriff auf das Dateisystem des Hosts ausgerüstet wird. Dank der Integration der Flex-Runtime müssen ActionScript-Entwickler nicht umlernen: Die mittlerweile von Apache verwaltete Laufzeitumgebung ist ein "first class citizen" von AIR.

Leider hat Adobe die Unterstützung für Linux schon 2011 eingestellt. Für Entwickler ist das doppelt schade: Erstens erfahren die diversen SDKs keine weitere Pflege, zweitens sind unixoide Systeme nicht mehr als Target zugelassen.

Die bei der Nutzung von AIR anfallenden Kosten sind von der individuellen Toolchain abhängig. Adobe bietet das SDK kostenlos an, womit sich "vorliegende" Applikationen verpacken lassen. Der Zugriff auf dedizierte Umgebungen wie Adobe Flex ist wesentlich teurer: Bei kurzfristigen Aufgaben kann der Abschluss eines Creative-Cloud-Abonnements kostengünstiger sein.