Ausprobiert: BlackArch Linux als umfangreiches Penetration-Testing-Toolkit

Seite 2: Im Live-System: Schlichte Window-Manager

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Während Kali Linux die ausgewachsenen Linux-Desktops Gnome und XFCE in Gepäck hat, verzichtet BlackArch auf diesen Komfort. Es setzt stattdessen auf schlichte Fenstermanager – frei nach dem Motto: "Die meisten Programme sind sowieso CLI-Tools - wozu also eine umfangreiche Desktop-Umgebung?" Das Live-System stellt nach dem Start die Oberflächen Openbox, Fluxbox, Awesome, i3 und das tastaturgesteuerte Spectrewm zur Auswahl. Der Login-Bildschirm des Live-Systems erwartet die Anmeldung als "root" mit dem Passwort "blackarch" sowie die Einstellung des gewünschten Tastaturlayouts und Window-Managers. Als Standard wird Fluxbox gestartet, was für den ersten Start keine schlechte Wahl ist.

Weniger gut gelungen erscheint die Auflistung und Kategorisierung der vorinstallierten Tools im Anwendungsmenü, das sich in Fluxbox per Rechtsklick auf den Desktophintergrund öffnet: Es gibt seitens der schlichten Window-Manager keine bequeme Navigationsmöglichkeit, die aufgelisteten Tools in den Kategorien durchzublättern und aufzurufen.

Dafür sind die mitgelieferten, in Schwarz und Neon gehaltenen Window-Manager aber auch schlicht nicht gemacht: Die jeweiligen Menüpunkte öffnen meist nur ein Terminal-Fenster. Die Oberflächen, teils mit tastaturaffiner Bedienung für überzeugte Mausverweigerer, helfen bei der ersten Orientierung nicht weiter. Da ist es besser, vorab die schon erwähnte BlackArch-Programmliste zu Rate zu ziehen.

Auch läuft zunächst der Network Manager nicht, um aus dem Live-System heraus schnell eine WLAN- oder LAN-Verbindung aufzubauen. Im Live-System lässt sich das mit dem Kommando

systemctl start NetworkManager

aber schnell ändern.

Mit seiner minimalistischen Desktopumgebung ist BlackArch Linux sicherlich nicht jedermanns Sache. Die nachrüstbaren Paketquellen allerdings entkoppeln die teils hochkarätigen Tools vom Live-System und seinen gewöhnungsbedürftigen Window-Managern. So entsteht ein ergiebiger Werkzeugkasten zum gezielten Herauspicken sofort einsatzfähiger Tools auch für bestehende Arch-basierte Systeme.

Das Paketsystem von Arch Linux hält die Wege vom Upstream-Quellcode zum fertigen Arch-Paket sehr kurz: Das Erstellen von Arch-Paketen ist kaum aufwändiger als das Kompilieren eines Programms aus einem tar.gz-Archiv. BlackArch kann deshalb mit mehr Programmen und tendenziell aktuelleren Versionen aufwarten als etwa Kali Linux und Parrot OS mit ihren Debian-Quellen.

Das gilt zumindest solange, wie sich die aktuell fast zwei Dutzend Maintainer von BlackArch so aktiv um die Pakete kümmern, wie es bislang der Fall ist. Die Chancen dafür scheinen aber gut zu stehen: Immerhin kann diese Arch-Linux-Variante seit ihrer ersten Ausgabe vor sechs Jahren auf eine regelmäßige, etwa halbjährliche Veröffentlichungsfrequenz zurückblicken und hat bereits den Weggang ihres Begründers Evan Teitelman erfolgreich überstanden.

Eine knappe Übersicht über die Neuerungen in der aktuellen Version ist einem Blogeintrag zu BlackArch Linux 2020.12.01 zu entnehmen.

(ovw)