Dark Forest zeigt, wie eine Blockchain Online-Games voranbringen kann

Das Online-Game "Dark Forest" basiert auf einer Blockchain und demonstriert, dass sie nicht nur für Überweisungen von Kryptowährungen genutzt werden kann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen

(Bild: Dark Forest via dfwiki)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Mike Orcutt
Inhaltsverzeichnis

Was man zu Beginn von "Dark Forest" weiß, ist, dass man nicht viel weiß. Das Universum des Onlinespiels ist riesig und größtenteils in Dunkelheit gehüllt. Die Aufgabe, sollte man sie annehmen, besteht darin, sich ins Unbekannte zu wagen, neue Planeten zu entdecken, auf diesen das eigene Imperium zu erweitern – und dabei die Zerstörung durch gegnerische Spielerinnen und Spieler zu vermeiden.

Doch während das Videospiel auf den ersten Blick anderen Online-Strategiespielen ähnelt, ist das technische Grundgerüst ein gänzlich anderes. Dark Forest ist nämlich nicht auf Server angewiesen, auf denen andere beliebte Online-Strategiespiele wie "Eve Online" und "World of Warcraft" laufen. Stattdessen basiert Dark Forest komplett auf einer Blockchain. Das bedeutet, dass niemand die Kontrolle darüber hat, wie es abläuft – und es theoretisch auch niemand abschalten kann.

Der frühe Erfolg von Dark Forest zeigt nicht nur, dass es sich lohnen kann, Spiele zu entwickeln, die um die Ecke denken und auf eine völlig andere Art und Weise funktionieren. Er beweist auch, dass Blockchains für weitaus interessantere und komplexere Anwendungen eingesetzt werden können als nur für Überweisungen von Kryptowährungen, was einige Blockchain-Fans schon seit Jahren predigen.

Dark Forest begann als Idee des pseudonymen Gubsheep (Pseudonymität ist in der Kryptowelt nicht unüblich), der es als ein "massives Multiplayer Strategiespiel, das in einem unendlichen, prozedural generierten Universum stattfindet" beschreibt.

Das Spiel ist teilweise durch den Science-Fiction-Roman "The Dark Forest" des chinesischen Autors Liu Cixin inspiriert. Gubsheep las den Roman zufällig nur wenige Tage, nachdem er an einer Konferenz teilgenommen hatte, die sich mit einer neuen Klasse von kryptographischen Werkzeugen und Protokollen, den so genannten Zero-Knowledge-Proofs (deutsch: Null-Wissen-Beweis), befasste. Mit dieser fortschrittlichen Kryptografie-Technik ist es möglich, zu beweisen, dass eine Aussage wahr ist, ohne irgendetwas anderes über sie preiszugeben. Mit einem solchen Zero-Knowledge-Proof ließe sich etwa eine Staatsbürgerschaft nachweisen, ohne die anderen Informationen in einem Reisepass preiszugeben.

Die Idee hinter Zero-Knowledge-Proof stammt aus den 1980er Jahren, aber einige der ersten praktischen Anwendungen sind erst kürzlich in blockchain-basierten Systemen erschienen. Das bekannteste Beispiel ist Zcash, eine Kryptowährung, die eine Art von Zero-Knowledge-Proofs namens zk-SNARKs ("Zero-Knowledge Succinct Non-Interactive Argument of Knowledge") verwendet – übrigens dieselbe Art, die auch Dark Forest nutzt, um Transaktionsdaten zu verbergen. Mit ihnen können die Nutzerinnen und Nutzer anonym handeln; fast so, als würden sie eine digitale Form von Bargeld verwenden.

Gubsheep begann nach der besagten Konferenz, sich einen "kryptografischen Dark Forest" vorzustellen, in dem gegnerische Spieler wie Zivilisationen auf Zehenspitzen durch ein Universum voller potenziell feindlicher Kontrahenten schleichen würden – verborgen vor den Augen des Betrachters dank der Zero-Knowledge-Proofs. Als er nach Hause kam, blieb er die ganze Nacht auf, um die Idee zu skizzieren. Kurz darauf überzeugte er zwei Freunde, ihm bei der Entwicklung des Spiels zu helfen.