Honda XL 750 Transalp: Die Rückkehr der Dauerläuferin​

Die Nachfolgerin der Transalp ist gut gelungen. Trotz Reihenmotor sieht sie ihrer Vorfahrin ähnlich, wiegt nur 208 kg und dürfte ernsthaft geländetauglich sein.

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Honda XL 750 Transalp
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Honda hat heute auf der Eicma in Mailand eine neue Transalp präsentiert. Ihre legendäre, von 1987 bis 2012 gebaute Vorgängerin mit robustem V2-Motor stand in dem Ruf, ewig zu halten. Erstaunlich, dass Honda so lange gewartet hat, um eine Neuauflage der beliebten Reiseenduro zu bauen.

Als in Mailand das Tuch von der neuen XL 750 Transalp gezogen wird, brandet spontaner Applaus auf. Die Urenkelin ist auf Anhieb als Transalp zu erkennen, was nicht nur an der Lackierung liegt, die der ihrer Vorfahrin nachempfunden ist. Darauf haben die Honda-Fans viele Jahre gewartet: Eine Reiseenduro in der Mittelklasse, die praktisch alles mitmacht und auch noch attraktiv aussieht. Genau das betont auch der Projektleiter Masatoshi Sato: "Für die neue Transalp haben wir sorgfältig studiert, was das Urmodell so gut gemacht hat. Folglich galt es, die perfekte Balance zwischen urbaner Agilität, Tourenkomfort und Langstrecken-Qualitäten sowie Geländetauglichkeit zu finden."

Tatsächlich gelingt es den Entwicklern, die Proportionen der Ur-Transalp annähernd einzuhalten. Die Neue wirkt allerdings schlanker und sportlicher, was sicher kein Nachteil ist. Natürlich hat sie eine Verkleidung, die vom Kühler bis zum Scheinwerfer reicht, die steile Scheibe darüber dürfte den Fahrer gut vor dem Wetter schützen. Zugegeben, der LED-Scheinwerfer stammt von der kleineren CB 500 X, steht der neuen Transalp aber ausgezeichnet.

Honda XL 750 Transalp (9 Bilder)

Honda hat nach zehn Jahren endlich eine neue Transalp vorgestellt. Die XL 750 Transalp sieht ihrer Vorfahrin zum Glück sehr ähnlich.

Ihr Tank ist mit 16,9 Litern zwar groß genug für ordentlich Reichweite, aber nicht übertrieben dimensioniert, um das Gewicht nicht zu hoch zu treiben. Die Sitzbank ist wohlgeformt und mit 850 mm Höhe werden durchschnittlich groß gewachsene Menschen problemlos mit beiden Füßen den Boden erreichen. Auch die Sozia wurde mit einem großzügigen Sitzplatz bedacht. Auf dem spitz zulaufenden Heck ist serienmäßig ein Gepäckträger montiert.

Die alte Transalp lebte davon, dass der Fahrer sehr komfortabel untergebracht war und sich auch auf langen Etappen nicht quälen musste. Wie auf den Fotos zu erkennen ist, sitzt der Pilot auch auf der XL 750 Transalp aufrecht, die Arme locker am hohen Lenker und mit entspanntem Kniewinkel. Sie dürfte in Sachen Reisetauglichkeit ihrer Urahnin in nichts nachstehen.

Kommen wir zum einzigen Punkt, in dem sich die Neue von der Alten eklatant unterscheidet: Sie trägt keinen V2 mehr, sondern einen Reihenzweizylinder. In den 1980er Jahren waren V2-Motoren wegen ihrer schmalen Baubreite sehr angesagt, doch moderne Reihenzweizylinder sind nur unwesentlich breiter und vor allem günstiger herzustellen. Die XL 750 Transalp wird wie die kürzlich in Köln auf der Intermot vorgestellte CB 750 Hornet von 755 cm3 Hubraum und 92 PS sowie 75 Nm Drehmoment angetrieben. Damit setzt sie sich bei den Reiseenduros der unteren Mittelklasse an die Spitze. Den Motor werden wir wegen einer margenfreundlichen Gleichteilestrategie bald in weiteren Honda-Modellen sehen.

Doch was nützt der beste Motor ohne ein gutes Fahrwerk? Die Transalp verfügt über einen neu konstruierten Brückenrahmen aus Stahl, der mit 18,3 kg sogar um zehn Prozent leichter ausfällt als bei der kleineren Honda CB 500 X. Honda gibt die Transalp mit 208 kg Leergewicht an. Das ist erfreulich leicht, und dass es Honda mit der Geländetauglichkeit ernst meint, zeigen die Federelemente: Vorn eine 43 mm dicke Upside-down-Gabel von Showa mit 200 mm Federweg, allerdings nur in der Vorspannung einstellbar. Die untere Gabelbrücke ist aus geschmiedetem Aluminium gefertigt, die obere aus Aluminiumguss. Hinten arbeitet ein Showa-Federbein auf 190 mm Federweg und ist dank Hondas Pro-Link-Hebelsystem mit progressiver Federrate der langen Aluminiumschwinge verbunden.