Siegerliste 2023: Technology Review kürt Deutschlands beste MINT-Arbeitgeber

Seite 4: Verpacken, digitales Modellieren, Fritz!box

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Hightech vor Alpenpanorama: Pester PAC Automation baut Maschinen zum Verpacken und Palettieren von Medikamenten.

Tabletten, Kapseln und Tinkturen müssen auf dem Weg zum Patienten gut geschützt sein. Dafür sorgt seit 45 Jahren Pester PAC Automation. Die Maschinen aus Wolfertschwenden im Allgäu verpacken Medikamente aller Art und sortieren sie in rasantem Tempo auf Paletten. Dass dabei nichts zu Bruch geht, dafür sorgt unter anderem eine neue Technologie zum automatischen Handling von Glasphiolen. Weil der Mensch stets das schwächste Glied ist, hat Pester eine Bedienschnittstelle für seine Maschinen entwickelt – mit Touchbedienung und 3D-Visualisierung der Anlage.

Nicht nur in diesem Ranking schneidet Pester PAC Automation spitze ab. Die Allgäuer haben in den letzten Jahren sämtliche Preise als bester Arbeitgeber abgeräumt. Vielleicht wegen der Kombination aus familiärem Miteinander, moderner Firmeninfrastruktur und Alpenblick? Viele der Mitarbeitenden haben einen technischen Hintergrund, wobei das Unternehmen stark auf die Ausbildung im Betrieb setzt. Studierende finden den Einstieg über Bachelor- und Masterarbeiten und können berufsbegleitend Betriebswirtschaft an der Hochschule Kempten studieren.

Wind, Regen, Staub  – harte Arbeit für harte Männer: Solche Klischees treffen auf die Baubranche schon lange nicht mehr zu. Zumindest für Mitarbeitende bei Goldbeck.

Alle jammern über hohe Baukosten und Zinsen – kein Wunder, dass in Deutschland viel zu wenig gebaut wird. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass Digitalisierung und Automatisierung für viele Baufirmen noch ein Fremdwort ist? Bei Goldbeck ist das anders. Das 1969 gegründete Unternehmen beschäftigt heute mehr als 11 000 Mitarbeitende an 100 Standorten in Europa. Es ist Vorreiter bei systematisierten, digitalisierten und automatisierten Prozessen für den Bau und Betrieb von Schulen, Bürogebäuden und Parkhäusern. So hat Goldbeck ein Baukastensystem für Parkhäuser entwickelt, das im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise mit Stahlskelett und Ortbeton 20 Prozent weniger CO2 emittiert – gemessen über den gesamten Lebenszyklus von der Planung und dem Bau über den Betrieb bis zum Abbruch und Recycling des Parkhauses.

Eine weitere Hürde für mehr Neubauten ist der Fachkräftemangel. Wer steht schon gerne bei Wind und Wetter auf der Baustelle? Dabei hat das Bild vom hart schuftenden Bauarbeiter wenig zu tun mit der Realität. Viele Arbeitsplätze sind hoch digitalisiert und erfordern entsprechend Fach-Know-how, das Bewerber an der Uni oder in einer Ausbildung im Betrieb erwerben können. Besonders gesucht sind neben klassischen Bauberufen Experten für Building Information Modeling, also das digitale Modellieren von Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden.

Goldbeck baut nach einem Baukastensystem und sucht vor allem Experten für das digitale Modellieren.

(Bild: Behrendt und Rausch)

Dafür bekommen Mitarbeitende einen Erfolgsbonus, großzügige Regelungen für Kinderbetreuung und Pflege und viele weitere Annehmlichkeiten sowie ein modulares Programm zur Einarbeitung. Frauen in der Baubranche? Auch da ist Goldbeck Vorreiter, etwa mit dem GoldbeckWomen-Netzwerk und einem Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte.

Die Fritz!box ist so etwas wie der Volksrouter der Deutschen. Den Erfolg verdankt Hersteller AVM vor allem den Menschen, die dort arbeiten.

Gibt es deutsche Haushalte, in denen keine Fritz!Box steht? Ja, aber viele sind es nicht. Über 70 Prozent beträgt der AVM-Marktanteil für Router mit Modem. Hinzu kommen noch Geräte, die AVM für Telekom oder 1&1 produziert, sowie WLAN-Repeater und diverses Smart-Home-Zubehör. Sie definieren den Stand der Technik bei der Heimvernetzung.

Hochfrequenzmessungen an einer Fritzbox in einer abgeschirmten Funkmesskabine.

Das 1986 von vier Studierenden gegründete und damit für diese Branche schon steinalte Unternehmen pflegt sein Start-up-Feeling bis heute. Im Ausland sorgt der Name Fritz! für Augenzwinkern. Das Frettchen, das lange die Verpackungen zierte, ist allerdings mittlerweile in den Ruhestand gegangen. Falls Sie schon immer wissen wollten, was AVM bedeutet: Audiovisuelles Marketing. Offenbar haben auch hippe Start-ups manchmal kreative Durchhänger.

Unter dem Motto "Bist Du Fritz! genug?" sucht das Unternehmen IT-Spezialisten mit Hochschulabschluss, die die derzeit 880 Mitarbeitenden an der Spree in Berlin unterstützen. Neulinge können auf einer Spreefahrt netzwerken, beim Strandfest im Sommer chillen – und den obligatorischen Yogakurs und vergünstigte ÖPNV-Tickets gibt’s natürlich auch.

(jle)