Virtualisierung: Alternativen zu VMware

Seite 2: Hyper-V, Promox und andere

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Bei der klassischen Servervirtualisierung hält Microsoft den Migrationsdruck auf bestehende VMware-Anwender seit Jahren hoch, indem es Hyper-V als Dreingabe zum Windows Server quasi verschenkt. Und in der Tat, wer ohnehin ausschließlich Windows-VMs betreibt und kein Problem damit hat, auch den Host mit Windows Server 2022 auszustatten, wird in den allermeisten Fällen deutlich Kosten sparen und die Komplexität seines Set-ups reduzieren.

Ob Microsofts Großzügigkeit anhält, wenn es im Windows-dominierten KMU-Umfeld alle Hyper-V-Alternativen verdrängt hat, steht noch einmal auf einem anderen Blatt. Anzuraten ist in jedem Fall eine eingehende Auseinandersetzung mit den Lizenzbedingungen der verschiedenen Windows-Server-Varianten von Essentials bis Datacenter, denn Microsoft schreibt sehr genau vor, wie viele Windows-VMs jeweils erlaubt sind.

Ganz ohne Kleinklein im Lizenzmanagement geht es mit Linux als Host, das in jeder Ausprägung mit KVM (Kernel Virtual Machine) und QEMU eine Hypervisor-Vollausstattung mitbringt – technisch mindestens auf Augenhöhe mit den proprietären Mitbewerbern und seit Jahren stabil. Doch das ist weniger als die halbe Miete, denn VMware-Anwender sind durch ausgefeilte Managementumgebungen verwöhnt. Hier schafft die Open-Source-Software Proxmox VE zumindest etwas Abhilfe. Die Virtualisierungsplattform stellt eine Oberfläche zur Verwaltung von KVM-basierten Hosts und darauf laufenden virtuellen Maschinen zur Verfügung, Storage- und Netzwerkvirtualisierung erledigt sie gleich mit. Auch Containerverwaltung in bescheidenem Umfang ist möglich, solange man nicht auf Docker angewiesen ist. Was Proxmox kann und wie Migrationsstrategien im Detail aussehen könnten, zeigen die nächsten beiden Artikel.

Echte Alternativen zu Proxmox im Linux-Umfeld gibt es für kleinere Unternehmen kaum. Die Red Hat Virtualization (RHV) ist als eigenständiges Produkt eingestampft. Red Hat hat dessen Funktionen in OpenShift integriert, sieht sie aber dort eher als Vehikel, seine Kunden in die Containerisierung zu führen. Auch bei SUSE spielen Container strategisch die erste Geige, obwohl der SUSE Linux Enterprise Server selbstverständlich Virtualisierung kann und der SUSE Manager grundlegende Verwaltungsfunktionen zur Verfügung stellt.

Das von SUSE nach der Übernahme von Rancher gestartete Harvester-Projekt ist noch recht jung und ehrgeizig. Harvester benutzt Kubernetes und Kubevirt, um Virtualisierungshosts, virtuelle Maschinen und Storage zusammen mit Containern zu verwalten. SUSE bezeichnet das als Cloud-native hyperkonvergente Infrastruktur. Das Ziel sind große, automatisiert per GitOps verwaltete HCI-Cluster, derzeit vorrangig für virtuelle Maschinen, die selbst Kubernetes-Cluster beheimaten. Das Interface für die alltägliche Administration ist einfach gehalten, die darunterliegende Technik jedoch hochkomplex und von zahlreichen Open-Source-Projekten abhängig, die oft eine hohe Entwicklungsgeschwindigkeit haben.

Der Oracle Virtualization Manager (OLVM) teilt mit der einstigen Red-Hat-Virtualisierung die technische Basis aus oVirt und dem etwas umstrittenen GlusterFS. Trotz Red Hats Abkündigung führt Oracle das Produkt fort, die letzte Version erschien im Dezember 2023. Wer genügend Oracle-Affinität besitzt, kann es durchaus in die engere Wahl ziehen – jedoch ist derzeit schwer abschätzbar, ob Oracle ohne Red Hats Vorarbeiten langfristig in die Weiterentwicklung investiert.