737 Max: Falsch gebohrte Löcher verhindern Auslieferung

Nachdem eine Boeing 737 Max im Flug ein Verkleidungsteil verloren hatte, machen nun falsch gebohrte Löcher bei noch nicht ausgelieferten 737 Max Probleme.

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Boeing 737 Max

(Bild: Trevor Mogg/ Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Erneut hat der Flugzeugbauer Boeing Probleme mit seinen Flugzeugen der Serie 737 Max. Diesmal sind es falsch gebohrte Löcher. Den Fehler hat nicht der Flugzeughersteller selbst, sondern ein Zulieferer bemerkt. Er informierte Boeing darüber, dass zwei Löcher im Rumpf einiger Flugzeuge möglicherweise nicht exakt gemäß den Anforderungen gebohrt worden seien. Das hat Boeing am Sonntagabend mitgeteilt.

Den Rumpf der 737-Maschinen lässt Boeing vom Zulieferer Spirit Aerosystems fertigen, der einst zum Konzern gehörte. Im vergangenen Jahr mussten schon einmal Auslieferungen von 737-Flugzeugen wegen fehlerhafter Bohrlöcher unterbrochen werden. Das bei Spirit verursachte Problem lag in dem Druckschott, das die Flugzeugkabine nach hinten abschließt.

Aktuell muss an circa 50 Flugzeugen nachgearbeitet werden. Der Chef der Passagierflugzeug-Sparte, Stan Deal, hatte zugleich betont, dass das "potenzielle Problem" keine unmittelbare Gefahr für die Flugsicherheit darstelle und die 737-Flugzeuge weiter in Betrieb bleiben können.

Nachdem sich Anfang Januar während eines Alaska Airlines Flugs ein Rumpfteil einer 737-9 Max gelöst hat, steht die Qualitätskontrolle bei Boeing ganz besonders im Fokus. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand – sogar ein paar Smartphones überstanden den Sturz aus dem Flugzeug. Bei den Sicherheitskontrollen nach dem Vorfall wurden allerdings auch an anderen Flugzeugen der Variante lose Befestigungselemente entdeckt. Die rund 170 Flugzeuge der betroffenen Variante dürfen nach der Inspektion nun seit Kurzem wieder starten.

Es ist bisher nicht geklärt, ob sich die vorgesehenen Befestigungsbolzen des Bauteils gelöst haben oder gar nicht montiert waren und ob der Fehler bei Boeing oder einem Zulieferer passierte. Sowohl die FAA (Federal Aviation Administration) als auch die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB untersuchen den Zwischenfall. Konzernchef Dave Calhoun bekräftigte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass Boeing sich unabhängig vom Ausgang der Untersuchungen der Verantwortung stelle: "Wir haben das Problem verursacht – und wir verstehen das."

Boeing steckt seit fast fünf Jahren in der schwersten Krise seiner Geschichte. Damals waren innerhalb von zwei Monaten zwei Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max abgestürzt, wobei 346 Menschen starben. Im März 2019 verhängten Luftfahrtbehörden deswegen Startverbote. Nach technischen Verbesserungen wurden die Jets wieder zugelassen. Im vergangenen Jahr brockten die Probleme dem Flugzeugbauer ein Minus von mehr als 2,2 Milliarden Dollar ein. Auf Anordnung der US-Luftfahrtbehörde FAA darf Boeing die Produktion der 737-Max-Reihe vorerst nicht mehr ausweiten.

(pavb)