Meyer Burger setzt Regierung Pistole auf Brust und stoppt Solarpanelproduktion

Das Schweizer Photovoltaik-Unternehmen Meyer Burger bereitet die Schließung des Standorts Freiberg vor. Der Politik bleibe nicht viel Zeit für Gegenmaßnahmen.

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Fließbandproduktion von Solarpanels mit Industrierobotern.

Die Produktion von Solarpanelen in Freiberg will Meyer Burger zu Mitte März einstellen.

(Bild: IM Imagery/Shutterstock.com)

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Etwas versteckt in einer Ad-hoc-Börsenmeldung zu einer geplanten Kapitalerhöhung hat das Schweizer Photovoltaik-Unternehmen Meyer Burger die Drohung der Standortschließung in Freiberg konkretisiert. Maßnahmen zum Produktionsstopp zu Mitte März würden jetzt geplant, erläutert das Unternehmen.

In der Ad-hoc-Meldung schreibt Meyer Burger: "Da es noch keine Entscheidung über politische Unterstützungsmassnahmen zur Behebung der aktuellen Marktverzerrungen durch Überangebot und Dumpingpreise bei Solarmodulen gibt, hat die Gruppe beschlossen, mit den Vorbereitungen für die Schliessung ihres Standorts in Freiberg zu beginnen, die zu Ende April in Kraft treten würde".

Weiter führt das Unternehmen aus: "In einem ersten Schritt wird die Gruppe die Produktion in der ersten Märzhälfte einstellen, was ab April zu erheblichen Kosteneinsparungen führen soll. Die Vertriebsaktivitäten in Europa sind davon nicht betroffen und werden fortgesetzt".

Das Handelsblatt schreibt dazu, dass der Markt für Solarmodule überversorgt sei und die Preise sich im freien Fall befänden. Um rund 50 Prozent seien sie in den vergangenen 12 Monaten gesunken, von 30 auf 15 Euro-Cent je Watt/Peak. Chinesische Anbieter verkauften demnach ihre Module "seit Neuestem sogar unter den eigenen Herstellungskosten". Kostendeckend wären europäische Hersteller erst ab 20 Euro-Cent aufwärts.

Das betreffe jedoch nicht nur deutsche Unternehmen. Auch Norwegian Crystals hat laut Handelsblatt Insolvenz angemeldet, ebenso der österreichische PV-Hersteller Energetica. Norsun aus Norwegen habe die Produktion eingestellt und Stellenkürzungen angekündigt. Dem Handelsblatt zufolge sind die deutschen Solarunternehmen im nahezu täglichen Austausch mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums und der Regierung. Jetzt wurde klar, dass es keine schnellen Hilfen vom Bund gebe.

Das Solarpaket I genannte Gesetz soll eigentlich den Solarunternehmen helfen. Aufgrund von Uneinigkeit in der Regierung verzögert es sich jedoch mindestens bis Mitte März. Der von Grünen und SPD befürwortete Zuschlag, "Resilienzbonus" genannt, den Solaranlagen mit einem bestimmten Mindestanteil an europäischen Komponenten als erhöhte Vergütung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten sollen, sieht die FDP demnach "kritisch".

Meyer Burger sitze auf großen Beständen, die Hälfte von 650 Megawatt an produzierten Solarmodulen liege noch auf Halde. Die finanzielle Lage habe sich seit Mitte Januar nicht geändert, die Verlusterwartungen und der Finanzierungsbedarf sind unverändert.

"Wir sind nicht mehr in der Situation zu warten. Wir haben unsere Entscheidung getroffen", kündigte Meyer-Burger-CEO Gunter Erfurt den Schritt zur geplanten Produktionseinstellung laut Handelsblatt an. Ob der Produktionsstopp in Freiberg und die damit verbundene befürchtete Entlassung von 500 Mitarbeitern temporär oder permanent ist, liege an der Politik. Es müsse in den kommenden zwei Wochen eine Lösung geben. Komme es zu einer Einigung in der Regierungskoalition, werde Meyer Burger die tatsächliche Schließung der Modulproduktion in Freiberg zunächst auf Ende April verschieben.

Mitte Januar hatte Meyer Burger erstmals offen mit der Schließung der deutschen Produktion gedroht, sollte die Politik keine Unterstützung bieten. Seitdem liefen Gespräche innerhalb der Regierungskoalition dazu, bislang jedoch noch ohne Ergebnis.

(dmk)