BMW R 12 Cruiser: Ein weiterer Anlauf

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Ein Rundinstrument mit analogem Tacho und winzigem LC-Display für weitere Informationen bildet das Cockpit. Einen Drehzahlmesser gibt es nur gegen Aufpreis. Rechts neben dem Display befindet sich ein USB-Stecker, links eine 12-Volt-Anschluss, um elektronische Geräte wie Smartphone oder Navi zu laden. Die R 12 kommt zwar standardmäßig mit Keyless-Ride-System, allerdings benötigen der Tankdeckel und das Lenkerschloss weiterhin einen Schlüssel. Ein eCall-System – ein automatischer Notruf bei einem Unfall – ist serienmäßig.

Die beiden serienmäßigen Fahrmodi taufte BMW auf "Roll" und "Rock" und glaubt damit originell zu sein. Im Modus "Rock" spricht der Motor spontaner auf Gasbefehle an und die Schlupfregelung reagiert etwas später. Zudem wird elektronisch ein unrunder Leerlauf erzeugt, was bei einem Boxermotor mit vorbildlichem Massenausgleich ziemlich albern ist. Doch was tut man nicht alles für die Illusion eines der angeblich so charmant unperfekten Motorräder aus der "guten, alten Zeit", in völliger Missachtung der Tatsache, dass bereits die ersten BMWs vor 100 Jahren bei ordentlicher Wartung einen makellosen Leerlauf hatten. Dieses Feature ist zwar sozialverträglich im Gegensatz zu den in bestimmten Autos künstlich herbeigeführten Fehlzündungen gehört aber zu einer Form des heute von einigen Kunden offenbar akzeptierten Edelkitschs.

BMW R 12 (7 Bilder)

Diese Lackierung ist nur mit dem Ausstattungspaket "Option 719" zu haben. Die Drahtspeichenräder und der golden eloxierte Lenker sind darin noch nicht enthalten.
(Bild: BMW)

BMW erwartet für die R 12 ab 14.460 Euro in "Blackstorm Metallic", die Farbgebung "Aventurinrot Metallic" kostet 600 Euro Aufpreis. Die hübsche Schwarz-Silber-Lackierung mit dem dünnen Goldstreifen gibt es nur mit dem Paket "Option 719" und umfasst eine verchromte Abgasanlage, aus Aluminium gefräste und schwarz lackierte Fußrastenanlage, Rückspiegel, Hand- und Fußhebel, Ausgleichsbehälterdeckel und Zylinderkopfhauben samt Öleinfülldeckel sowie eine Sitzbank mit quersteppten Bezug und goldenen Ziernähten. Für "Option 719" verlangt BMW 2100 Euro zusätzlich. Wer jemanden mitnehmen will, muss allen Ernstes das 200 Euro teure "Sozius-Paket" ordern, das eine Doppelsitzbank und Sozius-Fußrasten enthält. Es wäre fair gegenüber dem Kunden, wenn er das als kostenlose Wahl beim Kauf hätte.

Extras gibt es bei BMW traditionell reichlich. Das Comfort-Paket mit Griffheizung, bidirektionalen Quickshifter, Tempomat und Berganfahrhilfe für 980 Euro klingt erstmal teuer, doch verlangt BMW zum Beispiel für einen einzeln georderten Tempomat 660 Euro, die Griffheizung käme separat auf 325 Euro. Den Windschild "Tour" gibt es für 708 Euro. Um den nostalgischen Look zu unterstreichen, können Drahtspeichenfelgen in Schwarz oder Gold für 850 Euro geordert werden. Sie sind seitlich eingespeicht, um die Verwendung von Schlauchlos-Reifen zu ermöglichen. Ihre Dimensionen entsprechen mit 100/90-19 vorne und 150/80-16 denen auf den Gussfelgen. Wer auf klassische Rundinstrumente im Cockpit verzichten möchte, kann für 120 Euro ein schmales, digitales Display bestellen. BMW ermuntert ausdrücklich zum Customizing, dafür gibt es unter anderem auch einen flachen Lenker und ein kurzes Heck im Zubehör.

Wie gut sich die R 12 neben der beliebten R 12 nineT zukünftig verkaufen wird, bleibt abzuwarten, zumal Cruiser momentan nicht sonderlich angesagt sind und die R 12 mit den aufpreispflichtigen Paketen und diversen Extras die 20.000-Euro-Marke überspringen kann. Immerhin sieht sie wesentlich gefälliger aus als ihre Vorfahrin R 1200 C und der Boxer-Cruiser könnte im zweiten Anlauf doch noch Erfolg haben.