Botnetze können das Stromnetz sabotieren

Seite 2: 3 Angriffsszenarien

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Die österreichischen Forscher schildern drei mögliche Angriffsszenarien:

Dabei wird der Stromverbrauch an vielen Verbrauchern so weit wie möglich erhöht. Kann das Netz nicht ausreichend (schnell) reagieren, muss es Teile des Netzes abschalten. Dieser Angriff ist besonders zu Zeiten erfolgversprechend, zu denen der Stromverbrauch natürlich hoch ist.

Studienautor Adrian Dabrowski forscht im Bereich IT-Sicherheit

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Der Angreifer lässt den Stromverbrauch gezielt an- und abschwellen. Das Stromnetz reagiert darauf mit der Zu- oder Abschaltung von Stromquellen, was aber immer ein bisschen dauert und zu Überschießen neigt. Der Angreifer kann mit einem simplen Messgerät an einer Steckdose die Netzfrequenz messen und schneller darauf reagieren, als die Netzregeltechnik.

Bei einer schlagartigen Zunahme der Stromabnahme sinkt die Netzfrequenz unter die Norm von 50 Hz. Sobald der Stromversorger reagiert und zusätzliche Stromquellen ins Netz einspeist, steigt die Frequenz wieder. Findet der Angreifer die Eigenfrequenz der Regelkreisläufe des Stromnetzes, kann er erheblichen Schaden anrichten.

Bereits bei einer Unterschreitung der Normfrequenz (50 Hz) um nur 0,2 Hz werden im kontinentaleuropäischen Stromnetz die Pumpen von Pumpspeicherkraftwerken abgeschaltet, bei einer Unterschreitung von 1 Hz muss der Verbrauch durch Teilnetzabschaltungen um zehn bis 15 Prozent gesenkt werden. Regionale Stromausfälle sind die Folge.

Hier werden gezielt Hochspannungsverbindungen zwischen Regelzonen angegriffen. Deutschland hat vier Regelzonen, Österreich und die Schweiz je eine. Ein Angreifer kann durch veröffentlichte historische Daten sowie die Beobachtung von Strombörsen abschätzen, welche Hochspannungsleitungen bereits besonders beansprucht sind.

Steuert das Botnetz den Verbrauch in zwei Regelzonen gegengleich, so dass größere Ausgleichsströme über die Hochspannungsleitungen fließen, können die Sicherungen die Leitungen trennen. Das erhöht die Last auf anderen Hochspannungsleitungen, was einen Dominoeffekt auslösen kann.