Farbkopiert: Negative per Digitalkamera digitalisieren

Seite 3: Warum einfach?

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Umkehr des Bildes im Raw-Konverter liefert erkennbare Farben, aber noch einen starken Blau-Grün-Stich.

In schwierigeren Fällen oder bei höheren Ansprüchen an die Farbwiedergabe empfiehlt es sich, ein anderes, aufwendigeres Verfahren zu erproben, das im Folgenden am Beispiel von Photoshop CS2 geschildert wird. Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht nur darauf ankommt, die Maskenfarbe herauszurechnen, sondern vor allem darauf, dass die verbliebenen Farben sich schon vorher innerhalb des verarbeiteten Farbraums befunden haben, sonst kommt es zu nicht korrigierbaren Verfälschungen. Als bestes Mittel, das zu gewährleisten, erweist sich der Einsatz eines Blaufilters bereits bei der Aufnahme und die Verwendung einer eher „kühlen“ Lichtquelle (z. B. Weißton-Leuchtstofflampe statt Warmton oder Glühlampenlicht. „Coolwhite“ oder „Daylight“ wäre noch besser).

Ein Heliopan Konversionsfilter KB 12 (blau) reicht an einer Canon EOS 300D offenbar bereits aus (auch wenn es das Maskenorange nicht ganz beseitigt), um den Tonwertumfang des Negativs in den Farbraum der Kamera und der anschließenden Verarbeitungsschritte zu verschieben. Die ersten beiden Schritte – Wegfiltern der Orangemaske und vorsichtiges Anpassen von Kontrast und Belichtung – werden wie bereits geschildert ausgeführt. Besser sollte man den Kontrast noch etwas weicher belassen. Auf die Tonwertumkehr wird verzichtet, auch die „Kurve“ im Register „Kurve“ können Sie auf „Mittlerer Kontrast“ belassen.

Nach einigen weiteren Korrekturen, insbesondere einer s-förmigen Gradationskurve, erscheinen schon ganz akzeptable Farben.

Wir laden also das noch negative Farbbild in CS-2. Hier fügen Sie einige Einstellebenen in das Bild ein, als erstes „Umkehren“, was wieder ein Positiv erzeugt. Offenbar hat es einen Einfluss auf die erzielbare Farbdifferenzierung, wenn man den genannten Schritt erst an dieser Stelle ausführt. Fügen Sie als zweites eine Einstellebene „Tonwertkorrektur“ ein. Nach Einfügen der ersten Einstellungsebene „Umkehren“ erscheint ein blasses, grünstichiges Bild. Im RGB-Histogramm der zweiten Ebene „Tonwertkorrektur“ sieht man zunächst nur eine allgemeine Helligkeitsverteilung. Durch Verstellen des mittleren Dreiecks nach rechts wird der Kontrast (Gamma) erhöht.

Schalten Sie hier als Nächstes von „RGB“ auf die einzelnen Farbkanäle Rot, Grün und Blau um, ohne im RGB-Histogramm etwas zu ändern (außer eventuell die Gradation mit dem mittleren Dreieck). Überprüfen Sie in jedem Kanal das Histogramm und schieben Sie die äußeren Dreiecke auf die Bereiche, ab denen die Kurve ansteigt beziehungsweise abfällt, also noch nicht Null ist. Sollte eine der RGB-Kurven am Rand einen Anstieg in Form eines senkrechten Striches aufweisen, haben Sie im Raw-Konverter den Kontrast zu stark erhöht oder die Belichtungskorrektur falsch eingestellt. Gehen Sie einen Schritt zurück und korrigieren dies in Camera RAW, sonst können Sie nicht alle im Negativ vorhandenen Farbtöne richtig anpassen.

Nach erfolgter Korrektur sollte das Bild schon einigermaßen farbrichtig erscheinen. Sie können jetzt einmal auf RGB zurückschalten und durch Verschieben des mittleren Dreiecks die Gradation anpassen, sodass das Bild genügend „knackig“ erscheint. Feinere Korrekturen von Farbgängen (Abweichungen zwischen Schatten, Lichtern und mittleren Tönen in der Farbgebung) lassen sich durch die mittleren Regler in den einzelnen Farbkurven vornehmen, eventuell auch durch weiteres probeweises Verschieben der Endeinsteller (ganz links oder rechts). Sehr nützlich sind die drei Pipetten „Schwarzpunkt setzen“, „Weißpunkt setzen“ und „Mitteltöne setzen“. Sie führen, wenn sich entsprechende Bildinhalte finden lassen, zu guten Farbeinstellungen, insbesondere im Bereich der Schwärzen, deren Einstellung besonders knifflig ausfallen. Lässt sich das Ergebnis nicht mehr verbessern, speichern Sie es ab.