Linux 5.4 freigegeben: exFAT-Support und Einschränkungen für Root

Seite 6: Netzwerk und Architektur-Support

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Die Kernel-Entwickler haben große Teile einer "Compile Once, Run Everywhere" (CO-RE) genannten Infrastruktur für die BPF Virtual Machine integriert. Damit sollen einige BPF-Programme bald nicht mehr nur mit dem Kernel laufen, für den sie kompiliert wurden, sondern mit ganz verschiedenen harmonieren. Das sollte vor allen den universellen Einsatz von Performance-Analyse- beziehungsweise Tracing-Werkzeugen ermöglichen, die sich die mächtige BPF Virtual Machine zunutze machen. Solche Programme brauchen für ihre Arbeit allerdings einige Kernel-spezifische Informationen, die sie ab jetzt aus den seit Linux 5.2 unterstützten Datenstrukturen holen können, die sich das bei Linux 4.18 eingeführte BPF Type Format (BTF) zunutze machen. Details zum Ganzen erläutern die Folien von Vorträgen, die auf der Linux Plumbers Conference (LPC) 2018, der Bpfconf 2019 oder der Linux Plumbers Conference (LPC) 2019 gehalten wurden.

Apropos BTF: Über /sys/kernel/btf/ exportiert der Kernel jetzt Informationen zu BTF-Datenstrukturen sowie darin gespeicherten Daten.

Für Netzwerkverbindungen, die der Kernel mit Programmen für den Netzwerk-Schnellverarbeitungsweg eXpress Data Path (XDP) verarbeitet, können XDP-Programme den BPF nun SYN-Cookies erzeugen lassen, die beim Schutz vor Denial-of-Service-Angriffen mit SYN-Flooding helfen.

Weitere Änderungen rund um Netzwerk-Support nennt der wichtigste Merge-Commit dieses Subsystems.

Eine ganze Reihe aktueller 64-Bit-Windows-Spiele, die bislang auf den neuesten AMD- und Intel-Prozessoren mit Wine & Co. bocken, sollen ab Linux 5.4 laufen: Diese Kernel-Version zäumt die Sicherheitstechnik UMIP (User Mode Instruction Prevention), die diese CPUs bieten und die daher dort dazwischenfunkt.

Linux kann jetzt die Temperatur von Ryzen-3000-Prozessoren auslesen. Außerdem gibt der zuständige Treiber k10temp bei einigen CPUs jetzt auch eine zweite Temperatur aus, die für die Lüftersteuerung relevant sein kann.

Einige Detail-Optimierungen am Prozess-Scheduler sollen die Performance von Systemen mit zwei oder mehr AMD EPYC verbessern.

Bei modernen Intel-Prozessoren kann man den Wert TCC (Thermal Control Circuitry) jetzt über Dateien wie /sys/bus/pci/drivers/proc_thermal/0000\:00\:04.0/tcc_offset_degree_celsius lesen und manuell anpassen, sofern das jeweilige System das erlaubt. Darüber kann man die Performance verbessern, wenn das BIOS den Wert unnötig konservativ setzt, wie es etwa bei einige BIOSen von Thinkpad-X1-Extreme-Modellen passiert. Alternativ kann man den Prozessor darüber aber auch früher drosseln lassen, um das System kühler zu halten.

Neu dabei ist auch Basis-Support für den Qualcomm Snapdragon 855, der in einigen mit Windows ausgelieferten ARM-Notebooks sitzt (u. a. 1). Vorgänger des 855 sitzen in den Geräten Asus NovaGo TP370QL, HP Envy X2, Lenovo Miix 630 und Lenovo Yoga C630, die Linux jetzt unterstützt – teilweise aber nur rudimentär.

Ebenfalls neu: Support für den ASpeed AST2600, der als Baseboard Management Controller (BMC) auf einigen Server-Boards sitzt und Fernwartung ermöglicht. Darüber hinaus lernt Linux mit Version 5.4, zahlreiche weitere System-on-Chip (SoC) und damit gebaute Systeme zu unterstützten; darunter der Allwinner V3, der Mediatek MT7629, der NXP i.MX8M Nano und einige andere, die der gut dokumentierte Commit-Kommentar zu ARM-DT-Updates nennt.

Auch der KVM-Hypervisor unterstützt jetzt die x86-Instruktionen UMONITOR, UMWAIT und TPAUSE, die Linux seit 5.3 kennt und Intel bald bei Server-Prozessoren implementieren will. Mit ihnen können VM und darin laufende Software kurzzeitig warten, belasten dabei die CPU aber nicht mit unnützer Arbeit, wie es die bislang für kurzes Warten oft verwendeten Busy Loops tun. Details dazu liefert der LWN.net-Artikel "Short waits with umwait".

Eine weitere Änderung verspricht die Performance zu verbessern, wenn man mit KVM auf einem System virtualisiert, das unterhalb von Hyper-V läuft (Nested Virtualization). Weitere Neuerungen rund um KVM nennen zwei Merge Commits (1, 2).

Der neue "Haltpoll Treiber" und der darauf aufbauende "Cpuidle Haltpoll Governor" können eine eigentlich untätige CPU noch eine Weile beschäftigt halten, bevor der Kernel sie schlafen legt. Das erhöht naturgemäß die Leistungsaufnahme, kann laut den Entwicklern aber in manchen Situationen die Performance verbessern – insbesondere beim Einsatz in VMs, weil es das vorübergehende Wegschalten von der VM (den VM-Exit) reduzieren kann.

Unter den Änderungen an der s390-Architektur war Unterstützung für IBMs z15-Systeme.

Die Kernel-Entwickler haben die Performance des Treibers verbessert, der sich beim Raspberry Pi um das SPI (Serial Peripheral Interface) kümmert (1, 2). Apropos Raspi: Vieles deutet derzeit darauf hin, dass Linux 5.5 Basis-Unterstützung für den Raspberry Pi 4 bringen wird (u. a. 1, 2).

Einige weitere Änderungen am Architektur-Support nennen die wichtigsten Merge-Commits für die Subsysteme ARM64, IA64, ARM (Core, Driver, LAte, SoC defconfig), MIPS, Parsic, PPC, RISC-V (1, 2), UML, x86 (ASM, CPU, VMware).