Intel: Sechster Betriebsverlust in Folge

Eine Steuererleichterung rettet Intel erneut ins Plus. Bergauf geht es trotzdem, insbesondere die Client-Prozessoren stabilisieren sich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
Prozessor Intel Core i5 auf Motherboard

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 4 Min.

Intel hat die Umsatzerwartungen für das dritte Quartal 2023 übertroffen: 14,2 Milliarden US-Dollar hat die Firma eingenommen – bei 12,9-13,9 Milliarden lag zuvor die Prognose. Unterm Strich reicht das aber nur für einen knappen Nettogewinn von 310 Millionen Dollar. Und auch die kommen nur durch eine Steuererleichterung in Höhe von 362 Millionen Dollar zustande.

Operativ lag Intel mit acht Millionen noch minimal im Minus – das sechste Quartal in Folge. Im Vorjahresquartal setzte Intel noch 15,3 Milliarden um und machte eine Milliarde Nettogewinn, allerdings auch nur mit einer Steuererleichterung von 1,2 Milliarden Dollar.

Zuletzt hat Intel seine Ausgaben reduziert: Für Forschung und Entwicklung gab die Firma im vergangenen Quartal knapp 3,9 Milliarden statt 4,3 Milliarden aus. Der Posten "Marketing, Allgemeines und Verwaltung" kam auf gut 1,3 Milliarden statt gut 1,7 Milliarden Dollar.

Das bedeutet nicht, dass Intel weniger in sein Kerngeschäft investiert. In den vergangenen 12 Monaten hat die Firma mehrere Sparten abgestoßen, was Geld spart, darunter der Optane-Speicher, die Mining-Gruppe und NUC-Mini-PCs.

Die Client Computing Group (CCG) rund um alle Desktop- und Notebook-Prozessoren und Endkunden-GPUs hat sich auf einen Umsatz von 7,9 Milliarden Dollar stabilisiert. Obwohl der Umsatz im Vorjahr 200 Millionen Dollar höher war, ist der Operativgewinn von 1,4 Milliarden auf 2,1 Milliarden gestiegen.

Intel führt das auf gesunkene Lagerbestände und "Ausgabendisziplin" zurück. Die CCG ist derweil mit Abstand Intels größte Cashcow.

Die Data Center and AI Group (DCAI) kann nicht vom KI-Hype profitieren; Intel will hier ab 2024 stärker mitmischen, unter anderem mit seinen Gaudi-KI-Beschleunigern. Der DCAI-Umsatz sank binnen eines Jahres von 4,3 Milliarden auf 3,8 Milliarden Dollar. Die Gruppe ist operativ marginal im Plus. Noch stärker war der Einbruch der Netzwerksparte Network and Edge Group (NEX), deren Umsatz von 2,1 Milliarden auf 1,5 Milliarden einbrach. Sie kratzte zuletzt an der Profitabilität. Konstantes Wachstum und zuverlässigen Gewinn generiert Mobileye – letztes Quartal mit 530 Millionen Dollar Umsatz und 170 Millionen Operativgewinn.

Intels Umsatz und Betriebsergebnisse aufgeschlüsselt (4 Bilder)

Client Computing Group: alle Desktop- und Notebook-Prozessoren sowie Grafikkarten und -chips für Desktop-PCs und Notebooks.
(Bild: Intel)

Die Chipauftragsfertigungsparte Intel Foundry Services (IFS) wuchs um den Faktor 4, mit 311 Millionen Dollar war der Umsatz aber weiterhin niedrig. Zudem verweilte das Operativminus bei 86 Millionen Dollar.

IFS hat laut eigenen Angaben neue Kunden gefunden. Die meisten Kunden wollen allerdings erst ab 2024/2025 mit dem 18A-Prozess einsteigen. Das aktuelle Plus hat nichts mit der Chipfertigung an sich zu tun: Es kommt durch Packaging-Aufträge und Verkäufe von Elektronen-Multistrahl-Maskenschreibern zur Herstellung von Fotomasken durch die österreichische Tochter IMS Nanofabrication.

Insbesondere Hersteller von KI-Chips sollen an Intels Packaging-Kapazität interessiert sein. Intel hat unter anderem Expertise, um Logikchips und HBM-Stapelspeicher auf einen gemeinsamen Träger zu setzen ("Advanced Packaging").

Intels Durstphase macht sich derweil beim Cash-Flow bemerkbar. Binnen eines Jahres sind die Geldreserven von 11,1 Milliarden auf 7,6 Milliarden Dollar gesunken.

Im jetzt laufenden vierten Quartal erwartet Intel einen Umsatz von 14,6-15,6 Milliarden Dollar – also mindestens vier Prozent mehr als Ende 2022 (Q4/2022: 14 Milliarden). Die Börse zeigte sich vom Geschäftsbericht entzückt, die Intels Aktie stieg schlagartig um sieben Prozent.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(mma)