Interview mit Lytro-Gründer Ren Ng: "Das mehrdimensionale Raw"

Seite 2: Das besondere Objektivdesign der Illum

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Diese gehaltvolleren Daten werden auch bei der Illum durch ein klassisches Objektiv gesammelt. Welche besonderen Anforderungen gab es an das Objektivdesign?

Ren Ng: Das Linsendesign ist maßgeschneidert für die Lichtfeldkamera. Das Objektiv der Illum deckt einen sehr großen Brennweitenbereich bei einer vergleichsweise hohen gleichbleibenden Blende von f/2.0 ab. Das Design der Optik ist sehr überraschend, da es nur mit vergleichsweise wenigen und ausschließlich sphärischen Linsenelementen auskommt, daher günstig produziert werden und vergleichsweise leicht ausfallen kann. Das ist sehr ungewöhnlich, denn aktuelle Zoomobjektive für herkömmliche Kameras haben einen sehr komplexen Aufbau mit bis zu 20 Linsenelementen inklusive asphärischer Elemente. Wir können das Design der Illum-Optik so relativ einfach halten und damit mehr Abbildungsfehler tolerieren, weil wir Physik in Software verwandeln. Letztlich ist es die Software, die perfekt auf das Objektiv abgestimmt, aus den eingehenden Lichtstrahlen das korrekte Lichtfeldfoto berechnet.

Auf ihrer Webseite erwähnen Sie, dass sie mit einem der besten Objektivhersteller zusammenarbeiten. Wozu denn der Aufwand, wenn das Design doch so einfach sein kann?

Das Illum-Objektiv (unten) im Vergleich zu einem modernen, sehr komplex aufgebauten Zoomobjektiv für herkömmliche Spiegelreflexkameras.

(Bild: Lytro)

Ren Ng: Wer unser Objektiv produziert, ist vertraulich. Aber der Hersteller hat mehrere Jahrzehnte Erfahrung auf dem Gebiet und auch für ihn war es eine überraschende Erfahrung, unser Objektiv zu bauen. Das Objektiv, das wir benötigen, muss nicht exakt korrigiert sein, das erledigt unsere Software. Wir tolerieren also eine geringere Qualität. Aber wir wollten ein Objektiv schaffen, das mehr künstlerische Freiheiten gewährt. Die Herausforderung bestand deshalb darin, ein Objektiv mit einem so breiten Brennweitenspektrum bei einer gleichbleibenden hohen Lichtstärke zu bauen.

Warum hat die Illum ein fest eingebautes Objektiv und kein Wechselsystem, was den professionelleren Anspruch unterstreichen wüdre?

Ren Ng: Technisch wäre es möglich, Wechselobjektive anzubieten. Das ist aber derzeit nicht unser Fokus. Wir wollen die Kamera zunächst auf dem Markt etablieren und uns dann weiter auf die Software konzentrieren, um das volle Potenzial der Lichtfeldfotografie auszuschöpfen.