Linux 5.3 freigegeben: Prioritäten deckeln und Trouble für Nvidia

Seite 4: Viele neue und verbesserte Treiber

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Intels Grafiktreiber ist in der Lage, Bildschirme mit HDR (High Dynamic Range) anzusteuern. Bis normale Anwender das ohne Handstand nutzen können, müssen aber auch Userspace-Treiber, Desktop-Umgebungen und Programme lernen, dieses neue Kernel-Feature zu nutzen. Der i915 genannte Grafiktreiber beherrscht das Ganze ohnehin nur bei recht neuen Prozessoren seit den Generationen Ice Lake und Gemini Lake.

Intels Grafiktreiber spricht zukünftig bei Angabe des Kernel-Parameters i915.force_probe=* auch GPUs an, bei denen der Treibersupport bekanntermaßen noch unvollständig ist. Bislang gelang das via i915.alpha_support=1, aber der Parameter soll bald entfallen, weil die Bezeichnung einige Anwender verwirrt habe. Beide Parameter funktionieren ohnehin nur, wenn man sie beim Bau des Kernel-Images freigibt (CONFIG_DRM_I915_ALPHA_SUPPORT respektive CONFIG_DRM_I915_FORCE_PROBE).

Der MSM-Treiber unterstützt jetzt auch die Adreno-A540-GPU. Sie steckt unter anderem im Qualcomm-SoC (System on Chip) MSM8998, der als "Snapdragon 835" in einigen mit Windows ausgelieferten ARM-Notebooks steckt.

Der Grafikkern des Raspberry Pi 4 lässt sich dank "Compute Shader Dispatch" im V3D-Treiber nun auch für allgemeine Berechnungen nutzen.

Über neue Kernel-Parameter kann man die Grafiktreiber des Direct Rendering Managers (DRM) jetzt anweisen, das Bild gleich zu drehen; außerdem lassen sich darüber Overscan-Einstellungen setzen, um das Bild besser einzupassen.

Der Video-Beschleunigungstreiber Cedrus kann nun das Decodieren von H.264 an die Hardware delegieren, die das typischerweise effizienter als der Hauptprozessor erledigt; das reduziert den Stromverbrauch und ermöglicht der CPU, sich um andere Dinge zu kümmern. Dieser maßgeblich über eine Crowdfunding-Kampage vorangetriebene Treiber spricht die Video-Engine einiger Allwinner-Prozessoren an, die sich auf einer Reihe von Einplatinencomputern finden. Kernel-Erweiterungen zum H.265-Support sind noch in Arbeit.

Über einen neuen, per Reverse Engineering entstandenen Treiber unterstützt Linux jetzt die Tastaturen und Trackpads vieler moderner Apple-Notebooks – darunter laut Treiberbeschreibung die MacBooks seit dem Modell 8,1 und MacBook-Pro-Geräte der Reihen 13,* und 14,*. Bei diesen Notebooks sind die Eingabegeräte nicht mehr per USB, sondern per SPI (Serial Peripheral Interface) angebunden.

Der unter anderem für Tastaturbeleuchtung, Lüfterregelung und Funktionstasten von Asus-Geräten zuständige Kernel-Treiber unterstützt jetzt Gaming-Notebooks der TUF-Serie (u. a. 1, 2, 3, 4).

Neu dabei ist auch ein Treiber für die Funktionstasten vieler Xiaomi-Notebooks. Der Joystick-Treiber des Kernels erkennt jetzt auch das Saitek R440 Force Wheel. Der Treiber für Grafiktabletts von Wacom unterstützt jetzt die zweite Generation des Intuos Pro und das MobileStudio Pro.

Eine Änderung bei den Audio-Treibern soll die aus unbekannten Gründen entstehenden Knackgeräusche aus der Welt schaffen, die bislang bei vielen neueren Systemen mit AMD-Prozessoren auftreten.

Linux kann in einem Netzwerk der Fernwartungstechnik IPMI (Intelligent Platform Management Interface) jetzt auch als Satellite Managment Controller (MC) agieren. Das gelingt über einen neuen Slave-Treiber für den Intelligent Platform Management Bus (IPMB), der Anfragen des Baseboard Management Controller (BMC) beantworten kann.

Wie bei jeder neuen Linux-Version haben die Kernel-Entwickler wieder zahlreiche Änderungen vorgenommen, durch die Linux bekannte Hardware-Macken automatisch abfängt und so besser läuft. Beim Packard Bell EasyNote MZ35 etwa funktioniert die Helligkeitsregelung jetzt korrekt und nicht mehr in Schritten, die doppelt so groß sind wie vorgesehen. Das passierte bislang durch einen Fehler in der Firmware des Notebooks: Beim Betätigen der Funktionstaste passte sie die Helligkeit selbst an, auch nachdem Linux der Firmware mitgeteilt hatte, dass sich das Betriebssystem um die Interpretation der Funktionstaste kümmert und die Firmware nichts tun muss.

Das ist nur eine von vielen Änderungen dieser Art – alle hier aufzuzählen würde die Hersteller vielleicht bewegen, besser aufzupassen, zugleich aber den Rahmen sprengen. Weitere Hintergrunde zur Handhabung bekannter Hardware-Marotten ("Quirks") durch Linux finden Sie im Artikel "Kompatibilitätsprobleme beseitigen und Linux besser machen", der im Sommer 2019 auf ct.de erschienen ist.