Mainframes: Exzellente Chancen für Linux-Admins, aber Manager müssen umdenken

Seite 2: Ausbildung und fehlende Fachkräfte

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Wie können Unternehmen, die auf Mainframes in ihrer IT-Infrastruktur setzen, dem Problem des Fachkräftemangels begegnen?

Man muss der Herausforderung ganzheitlich begegnen. Wir haben in Deutschland ein Academic Mainframe Consortium (AMC e.V.) als gemeinnützigen Verein ins Leben gerufen und können bereits schöne Erfolge verbuchen. Von Fördermitgliedern und IBM gesponsert, haben wir zwischenzeitlich Mainframes an den Universitäten Leipzig, Frankfurt, Tübingen, Erlangen-Nürnberg, Magdeburg und an der Hochschule Luzern im Einsatz. Weitere Universitäten können sich jederzeit gerne anschließen. Es muss nicht jede Universität einen Mainframe im Keller haben, um die Ausbildung zu ermöglichen. Allerdings benötigen die Universitäten dann Unterstützung, da die Professoren – wie auch die Manager in den Unternehmen – in ihrer eigenen Ausbildung wenig über Mainframes erfahren haben.

Mitglieder im AMC e.V. sind Universitäten, Studenten, Anwender, Hersteller und Förderer, denen die Plattform am Herzen liegt. Die Anzahl Mitglieder wächst derzeit stetig. An Universitäten, Hochschulen und in der Fachinformatiker-Ausbildung wird das Thema Mainframe hochgebracht, die Unternehmen können sich als interessante Arbeitgeber präsentieren und die European Mainframe Academy wird dann mit der vertieften Ausbildung betraut.

Außerdem haben wir über das AMC in Zusammenarbeit mit dem Hasso Plattner Institut an der Uni Potsdam im Jahr 2017 den ersten deutschen Mainframe MOOC – die Abkürzung für Massive Open Online Course – ins Leben gerufen und konnten damit deutlich über 8.000 Subscriptions verzeichnen, was uns bei diesem doch eher exotischen Thema positiv überrascht hat. Die Inhalte zu diesem MOOC habe ich gemeinsam mit Professor Philipp Brune von der Hochschule Neu-Ulm erstellt. Professor Brune hält zwischenzeitlich Mainframe-Vorlesungen an der Goethe-Universität Frankfurt, nachdem dort einige große Finanzdienstleister in Frankfurt dies gefordert haben.

Sie haben gerade die Manager erwähnt. Haben die auch Defizite?

Ja, dem ist so! Wie Professoren, die heute an den Universitäten lehren, sind auch die Manager, die heute in den Unternehmen am Ruder sind, in ihrer Ausbildung nicht mit Mainframes konfrontiert worden. Sie sehen jedoch die hohen Kosten ohne den Gesamtzusammenhang. Wer eine seriöse TCO-Analyse macht, stellt dann aber meistens fest, dass der Mainframe weniger Kosten pro Transaktion verursacht, als alle anderen Plattformen. Dies vor allem dann, wenn die Transaktionsraten verhältnismäßig hoch sind.

Wir sind auch hier aktiv geworden und bieten seit 2014 Workshops unter der Überschrift Mainframe für Manager an, in denen wir – ganz bewusst ohne IBM-Beteiligung – Vor- und Nachteile der Mainframes offen diskutieren. Mein Argument in diesem Zusammenhang: Wir kümmern uns nicht um Mainframes, weil wir IBM so mögen, sondern weil wir von der Plattform überzeugt sind.

Inwieweit können Outsourcing, Managed-Services oder Offshoring dem Fachkräftemangel entgegenwirken – und welche Risiken sind damit verbunden?

Ich persönlich sehe diese Varianten kritisch und kenne wenige Unternehmen, die damit wirklich glücklich geworden sind. Zum einen sind die billigen Arbeitskräfte in den Offshoring-Ländern nicht besonders loyal. Sie lassen sich von einem Arbeitgeber ausbilden – und sobald sie danach von einem anderen Arbeitgeber mehr Gehalt bekommen, sind sie wieder weg.

Outsourcing und Managed-Services sehe ich ebenfalls sehr kritisch, da hier zu sehr nach Verträgen und Vereinbarungen gearbeitet wird, was in einer aktuellen DevOps-Infrastruktur nicht wirklich funktioniert und hinderlich ist. Hier kommt es immer darauf an, wie kooperativ die jeweiligen Unternehmen sind. Bei den einen funktioniert es gut, bei den anderen weniger gut.