Mainframes in der modernen IT: Mit Open Source die alten Silos öffnen​

Seite 3: Open-Mainframe & Zowe: Open-Source-Projekte für den Mainframe

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Welche typischen Stolpersteine sind bei solchen Migrationsprojekten aus dem Weg zu räumen?

Verantwortliche sollten immer das Gesamtbild im Auge behalten, insbesondere die Migration der Mainframe-Infrastruktur hin zu einer Open-World-Infrastruktur. Der Wechsel der Zeichenkodierung von EBDIC nach ASCII führt zum Beispiel zu Änderungen in der Sortierreihenfolge. Dies gilt es zu beachten und gegebenenfalls im Code anzupassen.

Datenhaltung ist ein weiterer kritischer Punkt, da auf dem Mainframe häufig die Daten noch in sequenziellen Dateien (VSAM etc.) vorliegen, aber in der „Open World“ meist mindestens in relationalen Datenbanken abgelegt werden. Eine weitere Herausforderung kann der Wechsel der Datenbank von DB2 z auf z/OS zu den verbreiteten Datenbanken MS SQL, DB2 UDB, Oracle etc. darstellen. Und die Wahl der neuen Infrastruktur in der „Open World“ kann sich auf die Performance der Anwendungen auswirken.

Welche Rolle kann Open Source bei der Modernisierung von Mainframe-Programmen spielen? Auch auf dem Mainframe selbst?

Dank Open Source können in der Community verbreitete und beliebte Tools wie beispielsweise Jenkins, Jira und GIT zum Einsatz kommen, aber auch Open-Source-basierte Entwicklungsumgebungen wie Eclipse. Dies kann einerseits bei der Migration in die „Open World“ helfen, andererseits aber auch bei der Integration von DevOps-Ansätzen auf dem Mainframe selbst unterstützen.

Welche Hilfestellung können dabei das Open-Mainframe- und speziell das Zowe-Projekt liefern?

Ich halte diese Projekte für sehr sinnvoll, da sie zunächst einmal dafür sorgen, dass grundlegende Mainframe-Skills nicht verloren gehen, beziehungsweise neu erlernt werden können. Außerdem wird hier wichtige Arbeit geleistet, damit Mainframe-Technologien mit Standard-Schnittstellen (zum Beispiel REST) genutzt werden können.

Im größeren Rahmen betrachtet sorgen solche Projekte auch dafür, das Silo des Mainframes aufzubrechen, sodass sich die dortigen Ressourcen besser in das Gesamtökosystem (on Premises wie Cloud) einfügen lassen.

Anders gefragt: Wie lassen sich die bewährten und mit innovativen Anwendungsprogrammen unter einen Hut bringen, sodass sie integriert zusammenarbeiten und sich im Sinne von DevOps gemeinsam weiterentwickeln und betreiben lassen?

Wie gesagt kann der Mainframe auch für DevOps befähigt werden. Anwendungen lassen sich von dort aber auch auf Windows oder Linux migrieren, um dann entweder on Premises oder in der Cloud zu laufen, eingebettet in eine moderne DevOps-Landschaft.

Unterstützend können COBOL-Anwendungen modernisiert werden und zum Beispiel bequem – natürlich Tool-gestützt – in Webservices oder Micro-Services umgebaut werden, um die Anforderungen an innovative Anwendungsprogramme mit der bewährten Businesslogik zu verbinden. Gegenseitige Aufrufe, also von Java nach COBOL oder zurück, sind heute kein Problem mehr. Außerdem unterstützt COBOL auch gängige APIs wie RESTful.