Missing Link: Was ist eigentlich aus alten Smartphone-Betriebssystemen geworden?

Seite 3: Tizen

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Der Stammbaum von Samsungs mobilen Betriebssystem Tizen ist etwa so verzweigt und kompliziert wie der eines alten europäischen Königshauses: In Tizen kommen Einflüsse aus Linux Mobile (LiMo) und der eigenen Samsung Linux Platform (SLP) zusammen. Auch MeeGo, das aus Moblin von Intel und Maemo von Nokia entstand, ging unter anderem in Tizen auf. Zusätzliche Einflüsse kommen von der koreanischen Eigenentwicklung Bada. Aber Tizen hat eine langfristige Zukunft vor sich – bloß auf dem Smartphone-Thron wird man das Betriebssystem nicht finden.

Nein, das ist kein königlicher Stammbaum. Nur die Entwicklungsgeschichte von Tizen.

Im September 2012 veröffentlichte Samsung Tizen in der Version 2.0 und man spekulierte bereits über Handys für Entwickler. 2015 erschien dann für normale Nutzer das Samsung Z1 in Indien, Bangladesh und Sri Lanka mit dem lang erwarteten Tizen-Betriebssystem: 4-Zoll-Bildschirm, Zweikern-CPU mit 1,2 GHz, 78 Euro. Einige weitere Z-Handys mit dem Betriebssystem folgten, ohne den großen Durchbruch zu schaffen.

Gegen günstige Android-Handys mit Zugriff auf Millionen Apps kam ein Tizen-Smartphone schlicht nicht an. Dafür ist es durch den großen Stammbaum sehr flexibel: Tizen-Programmierer können heute Web-Apps in HTML gestalten oder native Apps in C programmieren. Selbst .Net-Anwendungen in C# sind möglich.

Das Samsung Z1: Das erste Smartphone mit dem Tizen-Betriebssystem. Der Erfolg blieb allerdings aus.

Das Betriebssystem ist auf dem Handy gefloppt, hat heute aber mehrere komfortable Nischen gefunden: Die Smartwatches von Samsung laufen beispielsweise mit Tizen, von der Gear 1 bis zur aktuellen Watch Active 2. Dort lässt es sich per Touchscreen, Knöpfen und Lünette bedienen und bringt über einen eigenen Store Apps aufs Handgelenk. Samsung lieferte die Gear 1 ursprünglich mit Android Wear aus, über ein Update konnten Nutzer aber 2014 Tizen installieren.

Etwa beim Fernseher QE88Q9FGMT QLED, mit dem man sich eine Bilddiagonale von 88 Zoll ins Wohnzimmer holt. Dort gibts Tizen im Großformat und man drückt sich per Fernbedienung durch Kanäle, Einstellungen oder die Netflix-App.

Auf einigen Samsung-Kompaktkameras der NX-Serie läuft ebenfalls Tizen. Mittlerweile sind eben selbst Kameras nur kleine Computer mit einer großen Linse. Und auch die benötigen ein Betriebssystem. Nebeneffekt: Wer eine Sicherheitslücke im System findet, kann eigene Software installieren, wie es ein IT-Spezialist bei der NX300 getan hat.

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Smartwatches, Fernseher, Kameras: Das kann sich sehen lassen. Aber auch auf einigen kuriosen Geräten hat es Tizen verschlagen. Der OBD2-Dongle Connect Auto von Samsung läuft etwa auf Basis von Tizen. Der Dongle baut etwa ein Hotspot auf und schickt Fahrdaten an eine spezielle Samsung-App. Wie eine Art Fitbit fürs Auto.

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Nicht nur das Auto behält Tizen im Blick. Auch den Kühlschrank überwacht das Betriebssystem. Denn Tizen ist Grundlage von Samsungs Family Hub, das auf den vernetzten Kühlschränken des Unternehmens läuft und etwa einen Blick ins Innere des Geräts erlaubt. Kalender, Fotos und Notizen zeigt Family Hub ebenfalls an.

Tizen steckt zudem im M9500 und M8500, Blu-ray-Player für Inhalte in Ultra HD. Außerdem findet man es in vielen kleinen IoT-Geräten von Samsung, etwa den Powerbot Saugrobotern, als abgespeckte RT-Version.