Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen Spitzenreiter werden

Seite 2: Zusammenschluss "unter Gleichen"

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Im neuen Unternehmen wird ein Zusammenschluss "unter Gleichen" mit einem ausgewogen besetzten Vorstand angestrebt. PSA-Chef Carlos Tavares (61) soll Vorstandsvorsitzender werden. Der Portugiese hat sich als knallharter Sanierer sowohl bei Peugeot als auch bei der Tochter Opel einen Namen gemacht. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann (43) würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen. Er ist der Enkel das legendären Fiat-Bosses Giovanni "Gianni" Agnelli (1921-2003) und Ururenkel des Fiat-Gründers Giovanni Agnelli Senior (1866-1945). Das italienische Traditionsunternehmen war 2014 in Fiat Chrysler Automobiles aufgegangen.

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler umfasst die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.

Die Märkte reagierten am Donnerstag uneinheitlich auf die Ankündigung. Die FCA-Papiere am der Böse in Mailand gingen weiter nach oben. Die PSA-Anleger jedoch reagierten ernüchtert: Der Aktienkurs fiel kräftig.

Frankreich begrüßt die Fusionspläne ausdrücklich. "Das ist eine gute Nachricht für die französische Industrie, das ist eine gute Nachricht für die europäische Industrie", erklärte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Er verlangte aber, alle industriellen Standorte im Land zu erhalten. Der französische Staat als Anteilseigner von PSA werde auch bei der Beschäftigung sehr wachsam sein. Die französischen Gewerkschaften FO und CFTC betrachten laut Nachrichtenagentur AFP die Fusion eher als "Chance", während sich die Hardliner-Gewerkschaft CGT beunruhigt zeigte.

In Rom sagte der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte, dass es sich um eine "Marktoperation" handele. "Ich kann das Abkommen nicht beurteilen, aber was der Regierung am Herzen liegt ist, dass das Produktions- und Beschäftigungsniveau in Italien gesichert ist", sagte Conte. Die Bürgermeisterin der Fiat-Stadt Turin, Chiara Appendino, sagte, die Kommune verfolge die Entwicklung "mit großer Aufmerksamkeit".

In Deutschland reagierte die IG Metall vorsichtig auf die geplante Fusion. Spekulationen über mögliche negative Folgen für die deutschen Opel-Standorte seien "kontraproduktiv und schädlich", erklärte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger, in Frankfurt. Die IG Metall werde sich daher daran nicht beteiligen.

Die hessische Landesregierung warnte unterdessen vor Folgen für Opel. "Die Zukunftsfähigkeit von Opel muss gesichert sein", forderten Ministerpräsident Volker Bouffier und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir in Wiesbaden. Ein Zusammenschluss berge Chancen, dürfe aber nicht zu Lasten des Autoherstellers und der deutschen Standorte in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach gehen, forderten sie. (anw)