Starlink für die Ukraine: EU prüft Übernahme der laufenden Kosten

Zwar hat Elon Musk versichert, die Kosten für das Satelliteninternet in der Ukraine würden weiter übernommen. Die EU zweifelt aber an seiner Zuverlässigkeit.

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(Bild: Mychajlo Fedorow)

Lesezeit: 4 Min.

Die Europäische Union könnte künftig die laufenden Kosten der Antennen für das Satelliteninternet Starlink bezahlen, die SpaceX von Elon Musk der Ukraine gespendet hat. Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf einen diesbezüglichen Plan, den der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell ausarbeiten lässt.

Mehrere EU-Mitgliedsstaaten hätten am Montag bereits zugesagt, dafür Geld zur Verfügung stellen zu wollen. Zwar hat Musk am Wochenende nach einigem Hin und Her doch noch versichert, die anfallenden Kosten unbegrenzt übernehmen zu wollen. Bei der EU gebe es inzwischen aber Besorgnis über seine Zuverlässigkeit.

In der Nacht zu Dienstag hat Musk außerdem getwittert, dass in der Ukraine 25.300 Starlink-Antennen eingesetzt werden, bei 10.630 davon werde die monatliche Grundgebühr bezahlt. Dafür kommen unter anderem die USA, andere Staaten und private Geldgeber und Geldgeberinnen auf. Für rund 15.000 Antennen verzichtet SpaceX also auf die Monatsgebühren. Unklar ist noch, welche Kosten bei SpaceX tatsächlich anfallen. Die Financial Times zitiert Musk mit der Aussage, dass dafür monatliche Kosten von 20 Millionen US-Dollar anfallen, das sind über 1300 US-Dollar pro Starlink-Antenne. Vor wenigen Tagen war aber auch von 120 Millionen US-Dollar bis Jahresende beziehungsweise 400 Millionen US-Dollar für zwölf Monate die Rede, das sind noch einmal deutlich mehr.

Angesichts von Musks Äußerungen in den vergangenen Tagen wachse die Sorge in der Ukraine, dass der US-Milliardär und seine Firma das Satelliteninternet in dem Land doch noch sperren. "Im Moment sollten wir froh sein, dass er dafür bezahlt, aber wir müssen auf der sicheren Seite sein", zitiert die Financial Times einen EU-Beamten. Geprüft werden solle deshalb, ob mit SpaceX ein Vertrag über die Zurverfügungstellung abgeschlossen werden soll. Damit wäre man nicht mehr von Musks persönlichen Entscheidungen abhängig und könnte das Unternehmen notfalls auch vor Gericht bringen. Parallel soll demnach aber auch geprüft werden, welche Alternativen es zu Starlink gibt, um die Menschen in dem Kriegsgebiet ins Internet zu bringen.

SpaceX hatte das hauseigene Satelliteninternet im Frühjahr wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aktiviert und Tausende Antennen gespendet. Teilweise konnten darüber mehr als 150.000 Menschen ins Internet. Aber auch dem ukrainischen Militär an der Front dient die Technik als ein zentrales Kommunikationsmittel. In den vergangenen Wochen war es dabei aber offenbar immer wieder zu Ausfällen gekommen und Elon Musk hatte Spekulationen befeuert, dass Starlink dort gezielt eingeschränkt wird. Auf Twitter warnt er immer wieder vor einer weiteren Eskalation des Krieges und spricht sich für territoriale Zugeständnisse der Ukraine aus, um den Krieg zu beenden. Schließlich hat SpaceX angedeutet, dass die Kosten womöglich nicht länger geschultert werden könnten.

Zwar hat Elon Musk am Wochenende in einer neuerlichen Kehrtwende angekündigt, dass Starlink nun doch weiterhin und unbegrenzt zur Verfügung gestellt werden soll, aber viel Vertrauen war da wohl bereits verloren gegangen. Auch das US-Verteidigungsministerium prüft einem Bericht des Politikmagazins Politico zufolge, ob die anfallenden Kosten übernommen werden sollen. Das unterstreicht, für wie wertvoll der Dienst in dem Konflikt gehalten wird, nicht nur für die zivile Nutzung. Aus Russland und China hat es in diesem Jahr bereits mehr oder weniger deutliche Drohungen gegeben, in Taiwan wird schon geplant, im Fall eines Angriffs schnell auf Dienste wie Starlink zu wechseln.

(mho)