X/Twitter entfernt Verzögerung bei Links auf Medien und zur Konkurrenz

Wohl seit Anfang August dauerte es mehrere Sekunden, um von X (vormals Twitter) zur New York Times oder Instagram zu kommen. Schuld war der URL-Shortener t.co.

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Elon Musks X-Account

(Bild: Svet foto/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) hat tagelang Aufrufe verschiedener Medien und sozialen Netzwerke über den hauseigenen URL-Shortener t.co um Sekunden verzögert. Das berichtete zuerst die Washington Post, entdeckt hatte das Verhalten ein anonymer Nutzer der Plattform Hacker News. Demnach dauerte es fast fünf Sekunden, wenn Links zur New York Times, zu Reuters und den Plattformen Facebook, Instagram, Bluesky sowie Substack geöffnet wurden. heise online konnte die auffallend konsistente Pause von etwa 4,5 Sekunden nachvollziehen, Links auf andere Nachrichtenseiten in den USA, aber etwa auch auf heise.de waren davon nicht betroffen. Gegenüber Reuters hat X bestätigt, dass die Verzögerung entfernt wurde.

Werden auf Twitter Links geteilt, werden die automatisch von dem Kurz-URL-Dienst t.co auf eine Länge von zwei Dutzend Zeichen verkürzt. Twitter hat erklärt, dass Nutzer und Nutzerinnen damit vor bösartigen Seiten geschützt würden, denn verkürzte Links gleiche man gegen eine Liste solcher Seiten ab, um gegebenenfalls eine Warnung auszugeben. Bei bestimmten Seiten, gegen die der neue Eigentümer von X (vormals Twitter) persönlich Groll hegt, war dieser Umweg aber offenbar genutzt worden, um eine Verzögerung einzubauen. Öffnete man solche Links, dauerte es rund fünf Sekunden, bis sie wirklich geladen wurden. In der Zwischenzeit dürfte ein Teil der Leserschaft schon wieder das Interesse verloren haben.

Entdeckt wurde das Verhalten von einem Nutzer von Hacker News, der es nach eigener Aussage bereits seit dem 4. August beobachtet hat. Nachdem er es auf der Plattform publik gemacht hat, konnten andere es nachstellen, darunter die New York Times und Reuters, deren Verlinkungen betroffen waren. Inzwischen wurde die Verzögerung offenbar entfernt, lediglich Links zur mit X konkurrierenden Blog-Plattform Substack und zur Twitter-Alternative Threads lassen jetzt noch wiederholbar 2,7 Sekunden auf sich warten. Normal sind lediglich Sekundenbruchteile. Eine Erklärung für das Verhalten gab es bislang weder von X noch von Elon Musk selbst, die Entfernung der Verzögerung sei aber bestätigt worden, schreibt Reuters.

Sollte es sich tatsächlich um eine absichtlich eingeführte Verzögerung zulasten von Nachrichtenseiten und einigen Konkurrenten handeln, wäre es nicht das erste Mal, dass Musk für persönliche Fehden Technik seiner Plattform verändert. Seit dem Winter wurden mehrfach Links zu Konkurrenten auf Twitter komplett blockiert, betroffen war auch bereits Substack. Medien wie die New York Times greift Musk ebenfalls immer wieder an, zuletzt für die Berichterstattung der Zeitung über eine Auseinandersetzung in seiner Heimat Südafrika. Dass er Milliardär auch hier nicht vor Änderungen an der Plattform selbst zurückschreckt, hat er bewiesen, als er verschiedene öffentliche Rundfunkanstalten als Staatsmedien diffamieren und mit Propagandakanälen in China gleichsetzen ließ.

(mho)