c't 16/2022
S. 14
Titel
Privatsphärenschutz

Im Haifischbecken

Wie Datenhändler Sie ausspionieren, wie Sie sich wehren

Die Privatsphäre im Internet ist perdu: In jeder Online-Minute werden unsere IP-Adresse, der Aufenthaltsort, die Surf-Historie abgesaugt und von fremden Firmen analysiert, aggregiert, verschoben und verkauft. Warum funktioniert der Privatsphärenschutz trotz DSGVO und anderer Regelungen nicht und was können Sie dagegen tun?

Von Torsten Kleinz und Dušan Živadinović

Zeitsprung zurück zur Jahrtausendwende: Die Content-Industrie befindet sich im Embryonalstadium, es gibt kaum tragfähige Geschäftsmodelle für kommerzielle Webseiten oder Streaming-Dienste, die Bezahlsysteme sind vertrackt und Investitionen versickern. Aus Verzweiflung kobern Content-Firmen sogar Netzbetreiber um Geld an: Ohne Content habe niemand Interesse am Internet, argumentieren sie. Sie bekommen nichts. Übrig bleiben Klausuren und Beratungen in Workshops und auf einem sagt der Wirtschaftsfachmann Hal Varian den denkwürdigen Satz: „Spam ist nur ein Mangel an Informationen über den Verbraucher.“ Heute ist Varian Chefökonom bei Google, die Content-Industrie ein Gigant und Varians Spam-Definition kann man als Leitlinie für die Denke der Branche sehen.

Denn vor etwa 20 Jahren begann die Content-Industrie, Nutzer auszuspähen: Auf welchen Webseiten bleiben sie lange? Welche Inhalte interessieren sie, was bringt sie dazu, zurückkehren, was wollen sie kaufen, wie können wir dabei helfen, wie kundschaften wir über Online-Dienste noch mehr und möglichst alles über Vorlieben aus?

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