"Halo Infinite" im Test: Die Geschichte ist ein Loop

Seite 2: Zusammen ist alles besser

Inhaltsverzeichnis

Allerdings steckt in "Halo Infinite" noch ein zweites Spiel. Der wahre Grund, warum die Serie bis heute überdauert hat, liegt nicht in der auf dutzende Romane ausgewalzten Lore, sondern in den kleinen Geschichten, die der Mehrspielermodus schreibt. Die Kampagne ist sofort vergessen, wenn man aus einem über einen Felsvorsprung rasenden Hover-Gleiter hüpft, den Gegner unter sich mit einer Granate bewirft und ihm anschließend mit einem Laserschwert den Rest gibt.

Was dem Singleplayer an Abwechslung fehlt, liefert der Mehrspielermodus mit jeder Runde im Überfluss. Die zahlreichen neuen und alten Waffen kommen hier mit ihren individuellen Stärken in den temporeichen Duellen gegen menschliche Gegner erst richtig zur Geltung. Da die meisten Spielmodi ein Zeitlimit von 12 Minuten pro Runde eingebaut haben, sorgt selbst eine miese Runde nur selten für Frust. Viele kleine, euphorisierende Erfolgsmomente sorgen stattdessen dafür, dass man danach noch eine spielen will. Und noch eine. Und danach wirklich nur noch eine allerletzte Runde!

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Daneben erlauben größere Karten auch Teamgrößen von bis zu 12 Personen. Hier spielen sogar die Fahrzeuge wie der ikonische Warthog-Jeep eine entscheidende Rolle. Im Kontrast zu den kompakten Vier-gegen-vier-Matches geht es momentan noch ziemlich chaotisch zu. Das liegt auch daran, dass der kostenlose Mehrspielermodus allerlei unerfahrene Neulinge auf die Server lockt. Denn, und das dürfte die langfristig wichtigste Neuerung von "Halo Infinite" sein, der Mehrspieler-Modus löst sich als separat erhältlicher Download endgültig von der Story und macht ihn damit für ein breites Publikum zugänglich.

Zur Finanzierung setzen 343 Industries und Microsoft auf das von "Fortnite" und Co. etablierte Modell eines Staffel-Passes. Für umgerechnet 8,99 Euro der In-Game-Währung schaltet dieser den Zugang zu kosmetischen Gegenständen für die Uniform oder Waffenskins frei. Zwingend notwendig ist diese Investition allerdings nicht.

Nicht nur das Monetarisierungsmodell sorgte im Vorfeld für Unmut in der Community, auch die Grafik war ein vieldiskutiertes Thema. Der erste Trailer aus dem Jahr 2018 versprach weitaus mehr, als "Halo Infinite" letztendlich halten kann. Das heißt nicht, dass "Halo Infinite" schlecht aussieht. Ein technischer Meilenstein oder beeindruckende Demonstration der Leistungsfähigkeit der Xbox Series X ist es im Gegensatz zu "Forza Horizon 5" aber nicht. Die weitläufigen Wald- und Berglandschaften modernisieren den Stil des ersten "Halo" zwar gelungen, wirken auf Dauer aber leblos und bieten wenig Abwechslung.

Auch hier übertrumpft der Mehrspieler-Part die Kampagne. Die kleinen Online-Arenen sind vollgestopft mit kleinen Details und erinnerungswürdiger Architektur, die sich perfekt mit den neuen Spezialfähigkeiten wie dem Greifhaken ergänzt. In den besten Momentan fragt man sich angesichts dessen sogar, ob "Halo" in Zukunft überhaupt noch eine Kampagne für Solisten braucht.

"Halo" war die "Killer App" der Xbox. Heute muss die Serie um ihre Relevanz kämpfen. Zwei Herzen schlagen in "Halos" Brust: Das eine will ein ausuferndes, stellenweise wirres Science-Fiction-Abenteuer erzählen. Das andere ist ein über zwei Jahrzehnte zur Perfektion geschliffener Multiplayer-Shooter. In "Halo Infinite" wird deutlich, wie schwierig die Herausforderung ist, beides zusammenzubringen. Beide Hälften des neuen "Halo" sind durch und durch old-school. Doch während die uninspiriert inszenierte Story mit ihren flachen Figuren eher für Augenrollen als Gänsehaut sorgt, wird aus fast jeder Schwäche eine Stärke, sobald man sich in eine Online-Schießerei stürzt.

Eine Kaufempfehlung erübrigt sich im Fall von "Halo Infinite" beinahe. Fans werden das Spiel ohnehin vorbestellt haben und bekommen genau die Kampagne, die sie nach 20 Jahren von einem "Halo" erwarten. Alle anderen können sich die halbgare Mini-Open-World sparen und mit dem Mehrspielermodus direkt das wirkliche Herzstück der Serie kostenlos herunterladen. Wer noch nie "Halo" gespielt hat, sollte mit der besseren Hälfte anfangen.

"Halo Infinite" erscheint am 8. Dezember für PC und Xbox-Konsolen. Das Spiel kostet zwischen 60 und 70 Euro. USK ab 16.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(dahe)