Motorrad Suzuki GSX-8S im Test: Ein bisschen Streetfighter

Seite 2: Suzuki GSX-8S im Test

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Doch trotz der kleinen Kritikpunkte konnte mich die GSX-8S begeistern. Sie erweist sich als sehr handlich und bereitet enorm viel Spaß auf kurviger Strecke. Wer glaubt, nur mit den 152 PS der größeren GSX-S 1000 glücklich zu werden, könnte eine Probefahrt auf der 800er eines Besseren belehren. Der Zweizylinder baut früh Drehmoment auf, was der Suzuki gute Beschleunigungs- und Durchzugswerte beschert. Sie lässt sich ohne Kraftaufwand über die breite Lenkstange einlenken und trifft die anvisierte Linie präzise. Dabei rollt die GSX-8S hinten auf einem 180er-Pneu, ich frage mich, was erst mit einem 160er-Hinterreifen möglich wäre. Aufsetzen in Schräglage ist für die Suzuki ein Fremdwort. Obwohl die GSX-8S mit 202 Kilogramm rund zehn Kilogramm schwerer ist als die meisten Konkurrenten, ist davon während der Fahrt nichts zu spüren.

Test Suzuki GSX-8S (9 Bilder)

Der kompakt gebaute Reihenzweizylinder verfügt über zwei Ausgleichswellen. Er baut früh Drehmoment auf und bietet guten Durchzug.
(Bild: Ingo Gach)

Das Fahrwerk ist bis auf die Vorspannung des hinteren Federbeins nicht einstellbar und funktioniert dennoch erstaunlich gut. Hier haben die Entwickler von KYB ganze Arbeit geleistet. Die Upside-down-Gabel ist eher straff ausgelegt und arbeitet auf 130 mm recht sensibel. Das Heck ist nicht übertrieben hart abgestimmt, sodass auf holpriger Strecke noch genügend Komfort übrigbleibt und es dennoch beim ernsthaften Angasen in Schräglage nicht anfängt zu pumpen. Einen guten Teil zum vorbildlichen Fahrverhalten tragen die Dunlop SportSmart 2-Reifen bei, die viel Grip aufbauen. Für einen flüssigen Fahrstil sorgt zudem der serienmäßige, bidirektionale Quickshifter.

Die beiden Vierkolben-Bremszangen von Nissin mit 310-mm-Bremsscheiben können mit vehementer Verzögerung und klarem Druckpunkt überzeugen. Das ABS arbeitet sensibel und greift nicht übertrieben früh ein. Das ist vor allem beruhigend, wenn man weiß, dass die GSX-8S eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h erreicht. Durchhänger erlaubt sich der Motor beim Hochdrehen bis zum roten Bereich bei 9800/min nicht und die Getriebeabstufung ist gelungen. So erklärt sich die dynamische Performance auf der Landstraße. Allerdings machen sich ab 6000/min feine, hochfrequente Vibrationen bemerkbar. Mich stören sie zwar nicht weiter, aber sie stellen den Aufwand zweier Ausgleichswellen infrage.

Nach einigen Stunden Ausritt im Mittelgebirge fühle ich mich noch erstaunlich frisch, der Komfort ist besser als erwartet. Das gilt allerdings nur für den Fahrer, das winzige hintere Sitzkissen möchte ich niemandem zumuten. Was zur Frage führt, warum Suzuki das Heck derartig knapp gestaltet hat. Es endet etwa über der Hinterachse. Ein dadurch überlanger Ausleger trägt das Rücklicht, die Blinker und das Kennzeichen. Bei nasser Straße ist der Rücken im Handumdrehen von einer Schmutzkruste paniert. Unter der Soziussitzbank haben die Entwickler zwar lobenswerterweise zwei Schlaufen angebracht, durch die Spanngurte gezogen werden können, aber was will man denn auf dem winzigen Heck verzurren? Hier wurde die Alltagstauglichkeit dem Design geopfert. Am meisten irritiert mich die Reichweitenangabe des Computers. Selbst randvoll getankt, verkündet mir die Suzuki, dass ich 239 km fahren könnte. Der Durchschnittsverbrauch im Test liegt jedoch bei 4,4 Liter auf hundert Kilometer. Bei einem Tankvolumen von 14 Litern ergibt sich eine Reichweite von 318 km, was sich im Fahrbetrieb auch annähernd bestätigt. Warum Suzuki den Fahrer unnötig früh an die Tankstelle treibt, bleibt mir ein Rätsel.

Für die GSX-8S ruft der Hersteller 8900 Euro auf und bietet sie in den Farbvarianten Blau, Weiß und Schwarz an, wobei letztere als einzige Heckrahmen und Felgen schwarz lackiert hat, ansonsten leuchten die Komponenten in Blau. Die Preisgestaltung ist in Anbetracht der Ausstattung sicher gerechtfertigt, liegt aber über der Konkurrenz. Die neue Honda CB 750 Hornet etwa kostet exakt 910 Euro weniger. Immerhin gewährt Suzuki seit Kurzem vier Jahre Garantie auf seine Modelle über 300 cm3, vorausgesetzt die Servicearbeiten werden beim Suzuki-Händler regelmäßig durchgeführt.

Die GSX-8S erweist sich im Test auf Anhieb als sehr gelungen. Der neue Motor kann überzeugen und die Verarbeitungsqualität liegt auf hohem Niveau. Bei der Handlichkeit macht ihr so schnell keiner was vor und ihre Dynamik bereitet viel Spaß. Ob sie die Erfolgsgeschichte der SV 650 fortsetzten kann – die übrigens vorerst im Suzuki-Programm bleibt – wird die Zukunft zeigen.