Im Test: Skoda Kodiaq 2.0 TDI

Inhaltsverzeichnis

Der Preisunterschied zum Q5 kommt freilich auch daher, dass es für den Audi einige teure Zutaten gibt, die die Volkswagen-Lenker im Kodiaq nicht anbieten wollen. Dazu zählen Dinge wie ein Head-up-Display, aber auch Extras, die im Skoda eine Spur einfacher ausgeführt sind. Die LED-Scheinwerfer können zwar abblenden, wenn andere Verkehrsteilnehmer erkannt werden, doch die trickreiche Ausblendung, die im Q5 das Fernlicht an lässt und nur die andere Verkehrsteilnehmer in den Schatten rückt, bietet der Kodiaq nicht. Dafür hat er einen recht stabil wirkenden Türkantenschutz, der allein ausklappt, wenn die Tür geöffnet wird.

Schaukelig

Ähnliches gilt auch für das Fahrwerk. Im Q5 lässt sich für sündhaft viel Geld ein Luftfahrwerk ordern, im Kodiaq müssen adaptive Dämpfer reichen. Sie bieten allerdings eine sehr große Bandbreite: Grundsätzlich mag ich es komfortabel, gerade, wenn ich in einem SUV fahren muss. Doch in der Comfortstufe war mir die Abstimmung des Kodiaq zu schaukelig. Meinem Kollegen Christian, der es eigentlich immer wesentlich eiliger hat als ich, gefiel das so ganz ausgezeichnet. In „Sport“ wird die Straßenbeschaffenheit spürbar, der Kodiaq bleibt allerdings immer weit von allem entfernt, was auch nur ansatzweise etwas mit freudvollem Schwung in Kurven zu tun haben könnte. Er reizt in keiner Weise dazu, flotter zu fahren als es unbedingt nötig erscheint. Also noch weniger, als es Autos dieser Machart sonst tun. Zitat eines Kollegen: „Er fährt noch behäbiger, als er aussieht.“

190 PS im Wandel der Zeit

Die Helden meiner frühen Autoträume waren der erste BMW M3, etwas später die großen Sechszylinder im 3er der 1990er-Jahre. Besessen habe ich sie nie, gefahren bin ich sie allerdings öfter mal. Mit ihren etwas mehr als 190 PS waren sie unerhört tatkräftig, wenngleich sicher längst nicht so sehr, wie sie mir im Gedächtnis blieben. Der Schleier, der sich mit der Zeit über Erinnerung legt, war schon immer aus dichtem und dickem Stoff. 190 PS stellen heute, obwohl es aktuell im Kodiaq nicht mehr gibt, keine herausragenden Fahrleistungen mehr sicher. Das hat im Wesentlichen drei Gründe. Da ist zum einen natürlich das Gewicht. Skoda nennt zwischen 1795 und 1969 kg für dieses Modell, die den Elan doch recht erfolgreich bremsen. Sicher, wenn es denn sein muss, erreicht der Kodiaq mehr als 200 km/h, doch der Weg dorthin ist weit.

Da hilft auch der Wechsel in den Sportmodus nicht. Irgendjemand ist auf die Idee gekommen, in diesem das Drehzahlband sehr weit auszuschöpfen. An sich ein kluger Gedanke, nur eben nicht hier. Denn wie so viele Diesel wird auch der 2.0 TDI wirklich allerspätestens oberhalb von 4000/min zäh. Seine Schmauchzone liegt zwischen 1700 und 3000/min. Dort liefert er befriedigenden Schub.

Ein zweiter Grund ist die über die Jahre deutlich verbesserte Geräuschdämmung. Unser Gefühl für Geschwindigkeit und Beschleunigung kann mit der Entwicklung in diesem Bereich nicht mithalten. Wer heute von einem Kodiaq in einen Youngtimer wechselt, bekommt erst mit, wie akustisch entkoppelt wir in modernen Autos inzwischen sind. Auch wenn der Kodiaq in dieser Hinsicht bei weitem nicht an die Qualitäten des Q5 heranreicht: Längere Autobahnetappen mit 160 km/h fallen auch im Skoda akustisch kaum auf, obwohl die Maschine an sich nicht zu den besonders leisen Autos zählt. In der Stadt und auf Landstraßen gibt es nie einen Zweifel an der Art der Verbrennung.

Verwöhnt durch Gewohnheit

Schlussendlich haben sich die gesellschaftlichen Ansprüche verschoben – ich selbst bin keine Ausnahme, wie Sie an der Formulierung „befriedigender Schub“ ablesen können. Der Kodiaq ist, wenn er gefordert wird, sicher schneller als die graue Masse im täglichen Straßenbild. Zumal die Fahrleistungen objektiv nicht schlecht sind, wenn man den Kodiaq zur Eile antreibt. Nur fühlt es sich eben nicht so an. Sicher, diese Maschine war noch nie ein Held der Arbeit. In dieser Umgebung aber beschleicht einen hin und wieder das Gefühl: Ja, es reicht schon aus, aber weniger sollte es eigentlich nicht sein. Bedenklich, wenn man im stärksten Diesel einer Baureihe durch die Landschaft rollt.