Erste Hilfe für gewässerte Festplatten, Sticks und Speicherkarten

Seite 2: Datenrettung

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Mit Ausnahme von hochkapazitiven heliumgefüllten Laufwerken haben die allermeisten Festplatten ein kleines Loch für den Druckausgleich. Durch dieses kann jedoch Wasser in das Gehäuse eindringen. Glücklicherweise klebt unter dem Loch zunächst ein Filter mit Aktivkohle, der nach unseren Erfahrungen zwar selbst nass wird, das Eindringen von Wasser in das Innere des Gehäuses jedoch zumindest in unserem Test zuverlässig verhinderte. Die Festplatten lagen in unserem Versuch eine Nacht lang in einer Wassertiefe von etwa einem halben Meter im Teich hinter unserem Verlagsgebäude. Größere Tauchtiefen führen zu höheren Drücken und damit steigender Wahrscheinlichkeit für einen Wassereinbruch.

Der Aktivkohlefilter dieser Festplatte ist beim Tauchen zwar feucht geworden, hat aber kein Wasser in das Innere durchgelassen.

Trotz des recht guten Eindringschutzes sollten Sie Festplatten nicht unter fließendes Wasser halten, sondern lediglich die wichtigsten Stellen mit einem feuchten Lappen reinigen. Schrauben Sie zusätzlich die Platine von der Unterseite ab und reinigen Sie die Kontakte – bei einer Samsung-Platte aus unseren Versuchen hat das zum Erfolg geführt.

Ältere Festplatten nutzen statt Aktivkohle einen Papierfilter. Der hält das Wasser nicht auf, dieses Laufwerk wäre ein Fall für den Datenretter gewesen.

(Bild: Rainer Werner Käse, Toshiba)

Bei sehr alten Festplatten bestand der Filter an der Druckausgleichsöffnung noch nicht aus Aktivkohle, sondern aus Papier. Das hält das Wasser nicht auf, wie uns ein Toshiba-Manager nach einem Versuch mitteilte. Sofern Sie ein Laufwerk aus der PATA-Zeit retten müssen, sollten Sie direkt zu einem Datenretter gehen; Selbstversuche sind zu gefährlich: Selbst wenn das eingedrungene Wasser getrocknet ist, verbleibt auf den Scheiben eine mineralische Schicht von ein paar Mikrometer Dicke. Da die Köpfe jedoch nur wenige Nanometer über den Scheiben fliegen, würde dies sofort zu einem Headcrash führen. Mutige Zeitgenossen können die Festplatte öffnen und mit Isopropanol reinigen, für kurze Zeit läuft eine solche Platte auch in der normalen Umgebungsluft.

Noch ist nicht sicher, dass das getrocknete Gerät auch wirklich funktioniert. Um den Auslese-PC zu schützen, sollten Sie die Geräte nur per USB anschließen, besser noch über einen aktiven USB-Hub. Wenn es einen Schaden gibt, dann ist nur der Hub hinüber und nicht gleich der ganze PC.

Für USB-Sticks, SD-Karten und SATA-Festplatten dürften in vielen Haushalten Adapter vorhanden sein. Handelt es sich bei der Festplatte noch um ein altes PATA-Modell, empfiehlt sich ein PATA-USB-Adapter für rund 20 Euro.

Nach der erfolgreichen Sicherung sollten Sie eine weitere Kopie der Daten anlegen und diese an einem anderen Ort lagern. Noch besser ist der 3-2-1-Ansatz: drei identische Versionen auf zwei unterschiedlichen Datenträgern, davon eine außer Haus.

Wer sich einen Rettungsversuch nicht zutraut oder Angst hat, wirklich wichtige Daten durch das eigene Unvermögen endgültig zu vernichten, sollte professionelle Datenretter beauftragen. Einige Dienstleister haben sogar spezielle Tarife für von der Flutkatastrophe Betroffene angekündigt.

Geben Sie die Datenträger dort so ab, wie Sie sie gefunden haben, dann haben die Datenretter die besten Chancen. Verpacken Sie sie zwecks Feuchtigkeitserhalt und daraus resultierender Korrosionsvermeidung möglichst luftdicht; versuchen Sie gar nicht erst, Schlamm oder Dreck zu entfernen. Achten Sie bei der Auswahl des Unternehmens auf Referenzkunden sowie Bewertungen in den sozialen Medien und lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag geben. Eine Empfehlung für oder gegen bestimmte Anbieter können wir hier nicht geben; einige Wochen Wartezeit müssen Sie aktuell sicher einkalkulieren.