Missing Link: Nie mehr ins Ladengeschäft! Was für den Versandhandel spricht

Seite 2: Stationärer Handel

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(Bild: estherpoon/Shutterstock.com)

Zum Weihnachtsgeschäft 2020 plante die Unionsfraktion im Bundestag, den Versandhandel mit einer zusätzlichen Abgabe zu belasten, mit der die geschlossenen stationären Geschäfte subventioniert werden sollten. Es wurde argumentiert mit den großen BösenTM wie Amazon, die sich um ihre Steuern drücken. Dass fast jeder stationäre Einzelhändler heutzutage auch im Versand handelt, war der Union offenbar unbekannt. Dass in den Innenstädten die großen Filialen anderer großer Böser dominieren statt kleiner, lokaler Läden, ebenfalls. Der Ärger deutscher Händler traf sie daher unerwartet. Sie hatten es doch gut gemeint. Ist der Innenstadthandel nicht rettenswert? Wir lesen es doch täglich auf Facebook!

Aber so eine Abgabe träfe alle kleinen Versandhändler schärfer als die großen Bösen, die ganze Festanstellungen auf Herummogel-Suche ansetzen können. Und obwohl Ladengeschäfte natürlich darunter leiden, wenn man ihnen zusperrt: Die Krise des stationären Einzelhandels begann nicht 2020. Die Probleme der Innenstadt-Geschäfte sind seit vielen Jahren ein Dauerthema, vor allem um die Feiertage herum. Es reicht nicht, sich als die moralisch bessere Alternative hinzustellen. Diese gern weitergereichte Geschichte ist nicht einmal wahr. Da Verkehr so einen großen Anteil des CO2-Footprints des Einzelhandels emittiert, kann Versandhandel günstiger sein, sobald man das Gebiet "fußläufig erreichbares Geschäft um die Ecke" verlässt. Und kleine Spezialisten gibt es im Versand sogar eher mehr als mit teurem Ladengeschäft downtown.

Jedem Kunden ist bewusst, dass es Vor- und Nachteile von Versand gibt, genauso wie vom Ladengeschäft. Doch die aufgestellte Regel vom vertrauenswürdigen Geschäftspartner gilt für beide. Mir fiel diese Regel nicht heute Morgen beim Kaffee auf oder gar ein. Sie ist uralt. Sie folgt aus dem Prinzip des Guten Kaufmanns. Das ist ein Nachhaltigkeitsprinzip des Handels: Eine Geschäftstransaktion soll so beschaffen sein, dass alle direkt Beteiligten und die indirekt beteiligte Gesellschaft ihren Vorteil darin finden, damit von allen Wiederholung angestrebt wird. Aus diesem Grundprinzip folgen alle weiteren Nachhaltigkeitsprinzipien des Handels. Es hält sich jedoch in manchen Köpfen immer noch das Mem, dass der Kunde den Handel sofort massenhaft übervorteilt, wenn man ihm den kleinen Finger reicht. Das Mem stammt eher aus einzelnen, unangenehmen Anekdoten statt aus Amazons Statistik, denn dort kann man es nicht finden. Würde die sprichwörtliche Kulanz von Thomann.de massenhaft überstrapaziert, wäre entweder die Kulanz längst weg oder der Händler.