Boeing: US-Luftfahrtaufsicht findet diverse Probleme in der Produktion

Die Ermittlungen zum jüngsten Beinahe-Unglück mit einer Boeing 737-9 Max fördern Probleme in der Fertigung zutage.

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Fotos, die NTSB-Mitarbeiter kurz nach dem Vorfall von dem Flugzeug angefertigt haben.

(Bild: NTSB)

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Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hat während sechs Wochen dauernder Untersuchungen der Boeing-Flugzeugfertigung Probleme in der Qualitätsaufsicht gefunden. Gegen die Vorgaben seien unter anderem bei der Überwachung der Produktion, im Umgang mit Bauteilen sowie in der Produktkontrolle verstoßen worden, teilte die FAA mit. Die Boeing-Führung sei darüber informiert worden, dass die Untersuchungsergebnisse in einen umfassenden Plan einfließen müssen, mit dem die Probleme behoben werden. Boeing hat 90 Tage Zeit, um einen solchen Plan vorzulegen.

Die FAA leitete ihre Untersuchung kurz nach einem Zwischenfall mit einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max am 5. Januar ein. An der Maschine der Fluggesellschaft Alaska Airlines mit mehr als 170 Menschen an Bord brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpfteil heraus; niemand wurde ernsthaft verletzt – zufällig waren die beiden Plätze direkt an der Öffnung nicht besetzt.

Die FAA betont, sie werde weiterhin im Boeing-Werk in Renton im US-Bundesstaat Washington sowie im Werk des Zulieferers Spirit Aerosystems in Wichita in Kansas präsent bleiben. Dort wolle die Luftfahrtaufsicht kontrollieren, ob die nötigen Korrekturen in der Qualitätssicherung umgesetzt werden, heißt es von der FAA.

Die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB geht davon aus, dass an dem Rumpfteil, das eine Tür ersetzte, Befestigungsbolzen fehlten. Schon zuvor hatte Boeing wegen Produktionsmängeln beim Rumpf-Zulieferer Spirit Aerosystems die Auslieferungen des Flugzeugtyps teils wochenlang stoppen und monatelange Nacharbeiten vornehmen müssen.

Das NTSB untersucht so wie die FAA sowohl Boeing als auch Spirit Aerosystems. Boeing bestätigte vergangene Woche Gespräche über eine Übernahme der Firma, die einst jahrzehntelang zum Konzern gehörte.

Zuletzt hatte auch eine von der FAA eingesetzte Expertenkommission nach einer mehrmonatigen Untersuchung Schwächen in Boeings Qualitätssicherung kritisiert. So fand sie etwa in der Verkehrsflugzeug-Sparte keinen einheitlichen und klaren Weg für die Mitarbeiter, über Qualitätsmängel zu berichten.

Trotz der Probleme und Kritik ging bei Boeing am Montag eine große Bestellung von American Airlines ein. Die US-Fluggesellschaft gab Order von 260 Flugzeugen bekannt, darunter 85 Maschinen des Typs Boeing 737-10 Max. Boeing kann nach den jüngsten Ereignissen nicht sagen, wann das Flugzeug zugelassen wird. 30 der Bestellungen waren ursprünglich für die kleinere Version 737-8 Max. Außerdem bestellt die Airline 85 A321neo bei Airbus sowie 90 Regionaljets des Typs Embraer E175.

(anw)