Test: Suzuki Vitara 1.4 Boosterjet Hybrid Allgrip

Seite 4: Leicht verschätzt ist auch daneben

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Der Spurhalteassistent arbeitet ausreichend akkurat und nervt weder mit abrupten Lenkeingriffen noch mit erschreckenden Warnmeldungen. Sehr angenehm funktioniert der Abstandsregeltempomat. Allerdings ist er so risikoscheu programmiert, dass er ein neues Problem schafft: Der weiteste vorwählbare Abstand zum Vorausfahrer animiert laufend Verkehrsteilnehmer zum Einscheren und selbst beim kürzestmöglichen zwängen sich noch einige Todesmutige dazwischen. Bei der Erkennung von Geschwindigkeitsvorschriften tut sich der Vitara manchmal schwer, zu schlimmen Fehleinschätzungen wie im Mazda 3 (Test) erlebt ist es dabei aber nicht gekommen. Das Ärgste waren Erkennungen von 20 km/h, obwohl das Schild 30 vorgegeben hatte oder 50 statt 60.

Zwei Fehlalarme bekam ich vom Notbremsassistenten, zum Glück ist dabei noch keine Bremsung ausgelöst worden. Solche sicherheitsrelevanten Assistenzfunktionen schalte ich ab, wenn sie nicht hundertprozentig funktionieren. Bis zu einem Fehlalarm weiß ich das aber möglicherweise sehr lange nicht oder erfahre es sogar nie. Die Projektoren bieten zwar gutes Licht, aber keinen Fernlichtassistenten und schon gar keine Matrix-Technik zur Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer. Kurven- oder Abbiegelicht sind überhaupt nicht erhältlich.

Rätsel gab der Regensensor auf. Er ermöglichte lediglich die Auswahl zwischen schnellem Intervall und Dauerwischen – die Einstellung der Empfindlichkeit brachte aber keinen spürbaren Unterschied. Keine Freude machte das Infotainment, zu wenig intuitiv das Bediensystem, zu niedrig und schlecht ablesbar der Berührungsbildschirm. Immerhin lässt es die Kopplung mit dem Telefon zu, und zwar mit den beiden Betriebssystemen iOS und Android.

Suzukis kompaktes SUV macht mit dem sparsameren Hybridantrieb weiterhin Spaß und Komfort beim Fahren bei genügend nutzbarem Raum. Großartig für alle, die so etwas schätzen ist das weit zu öffnende Glasdach. Darüber hinaus bietet der Vitara noch mehr Schlechtwegekompetenz als viele Wettbewerbsmodelle. Im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz zu SUV-Modellen mit ausschließlichem Frontantrieb hält die bemerkenswert konservative Marke Suzuki sympathischerweise am Allradantrieb als Option fest. Kunden, die ihn weiterhin brauchen, werden das zu schätzen wissen. Mit 1200 kg gebremster Anhängelast bietet sich der Vitara als kompaktes Zugfahrzeug für leichtere Aufgaben an.

Ungereimtheiten bei der Bedienung, schwammige Sitze, die eingeschränkte Auswahl an moderner Ausstattung und eine manchmal etwas kostenoptimiert wirkende Materialwahl passen allerdings nicht zum hohen Grundpreis von 29.536 Euro für den Testwagen. Als Alternativen empfehlen sich Fiat 500X, Jeep Renegade (Test), Mazda CX-3 oder, ohne Option auf Allradantrieb, der Peugeot 2008 (Test).

Die Überführungskosten hat der Hersteller übernommen, die für Kraftstoff der Autor.