Infotainment im Test: Mercedes MBUX

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Hat sich das System auf den Anwender eingelernt, bietet es ihm außer den beschriebenen kontextsensitiven Änderungen der Oberfläche auch konkret sogenannte "Prediction Features" an. Fährt der Fahrer also etwa jeden Donnerstagabend ins Fitnessstudio, schlägt das Fahrzeug ihm Donnerstagabends diese Route vor. Dasselbe gilt für Regelmäßigkeiten im Anruf- und Musikhörverhalten. Außer zeitlichen Regelmäßigkeiten gehen die Vorhersagen auch auf geographische Regelmäßigkeiten ein: Fährt der Wagen eine häufiger gewählte Route entlang, schlägt er deren Navigation vor – nützlich nicht nur bei Orientierungs-Unsicherheiten, sondern auch für Trip-Infos wie Ankunftszeit und Restkilometer. Alle Individualisierungen können für den Mehrfahrerbetrieb Personen-weise in Mercedes me gespeichert und von dort wieder abgerufen werden.

Die Hardware-Geschwindigkeit zeigt sich hier noch einmal in sehr flüssigen, latenzarmen Animationen und Echtzeit-3D-Ansichten in den Fahrzeugeinstellungen und auf dem Navi-Bildschirm (Sehenswürdigkeiten in 3D). Die Framerate gibt Mercedes nicht an, es sind aber wahrscheinlich die 60 fps, auf die NVidias Boards standardmäßig ausgelegt sind.

Navikauf over the Air

Auch das Navi hat sich im Vergleich zur vorherigen COMAND-Variante stark weiterentwickelt. Ich hege hier die Hoffnung, dass sich ein paar der Schwächen des alten Systems damit erledigt haben, zuvorderst unklare Abbiegeanweisungen, die obendrein häufig so spät kamen, dass es manchmal zu spät wurde. Das müssen wir aber in Fahrt ausprobieren, genauso wie das vollfarbige HUD.

Aufbauend auf Daten von HERE Maps stellt die Navi-Ansicht außer der Karte mit Route drauf auch Sehenswürdigkeiten in 3D dar. Die Echtzeit-Routeninformationsmarkierungen entlang der Route (also Stau / zäher Verkehr) sehen wie vorher aus, damit sich Mercedes-Kunden nicht umgewöhnen müssen. Das cleverste Feature hier ist eine Spurenanzeige als Augmented Reality: Ein Frontkamera-Feed wird eingeblendet, auf dem die zu wählende Spur markiert wird. Auch schön: Das System nimmt als Ziel gesprochene Koordinaten aus What3Words an, praktisch unter anderem bei Zielen oder Treffpunkten in der Pampa.

Das Navi taugt auch als gutes Beispiel dafür, dass sich Mercedes endlich dem Software-Verkauf öffnet: Es kann jederzeit als Software nachgekauft werden, sofern ein MBUX-Board im Wagen vorhanden ist. Wollte der Erstbesitzer bei der Bestellung kein Navi, kann er es vor dem Weiterverkauf nachkaufen, um den Marktwert zu erhöhen, oder ein Gebrauchtkäufer könnte es nach dem Kauf per Software nachrüsten. Mercedes will Schritt für Schritt weitere Software anbieten, die ersten Infos dazu kommen mit der Markteinführungs-PM der A-Klasse.