Pharmaunternehmen setzen auf KI-Revolution

Pharmaunternehmen rufen auf einem Treffen in San Francisco die KI-Revolution im Gesundheitswesen aus. Mit von der Partie ist auch Biontech-Chef Şahin.

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Medizinische Forschung in einem Labor

(Bild: mkfilm/Shutterstock.com)

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Nachdem in Europa gerade die KI-Verordnung verabschiedet wurde, rufen Pharmaunternehmen bei einem von der Großbank JP Morgan organisierten Jahrestreffen in San Francisco die KI-Revolution im Gesundheitswesen aus. "KI und Daten bilden das Zentrum unserer Entscheidungen" zitiert das Handelsblatt Sanofi-Chef Paul Hudson. Demnach würden mehr als 11.000 Mitarbeiter für "bessere Entscheidungen" täglich KI nutzen.

Laut McKinsey könne generative KI für eine zusätzliche Wertschöpfung zwischen 60 und 110 Milliarden Dollar für die Pharma- und Medizintechnikbranche sorgen. Studien und Informationen über Patente ließen sich so besser durchsuchen, die Forschung und Kommerzialisierung beschleunigen. Um die Investitionen der Pharmaunternehmen zurück nach Deutschland zu holen, hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen Referentenentwurf für ein Medizinforschungsgesetz vorgestellt.

Auch einer der wichtigsten Chip-Lieferanten, Nvidia, war auf der Veranstaltung anwesend, wie das Handelsblatt berichtet. Konzern-Chefin Kimberly Powell sprach von Chips, die sich mit spezieller Software gezielt für Gesundheitsanwendungen einsetzen lassen. Vor allem im Markt für Arzneimittelforschung sieht Powell Potenzial, die derzeit ein gestiegenes Interesse an Chips beobachte.

Biontech-CEO Uğur Şahin, der vor rund einem Jahr das KI-Startup InstaDeep gekauft hat, will seine Firma zu einem KI-Konzern werden lassen und in Supercomputing, KI-Forschung und generativer KI "Weltklassefähigkeiten" erreichen.

Auch Modernas Vizepräsidentin, Chantal Friebertshäuser, hatte Ende des Jahres auf der Digital Health Conference des Bitkom davon gesprochen, durch und durch "eine Realtime-KI-Firma aufzubauen". KI sei bereits jetzt in allen Abläufen von Moderna integriert – von der Personalabteilung bis zur Qualitätskontrolle.

Ohne KI hätte das Unternehmen es damals nicht geschafft, in kurzer Zeit einen mRNA-Impfstoff zu entwickeln, so Friebertshäuser. "In nur 42 Tagen nach der Identifizierung der Sequenz" hatte das Unternehmen die erste Charge gegen Covid-19 erhalten. Kürzlich schloss Isomorphic Labs Verträge in Höhe von drei Milliarden Dollar mit Eli Lilly und Novartis ab. Das Google-Unternehmen DeepMind hatte 2021 das Startup Isomorphic Labs gegründet, das bei der Entwicklung von Medikamenten DeepMinds Proteinvorhersagetechnologie AlphaFold nutzt.

Lauterbach hofft ebenfalls auf eine beschleunigte Impfstoffentwicklung mittels KI und Daten. Das hatte er auf der Data for Health Conference im Juni 2023 gesagt. Ein Teil der dafür notwendigen Gesetze wurde Ende des Jahres beschlossen. Vertreter aus der Zivilgesellschaft wie der Chaos Computer Club und Sicherheitsexperten warnen vor möglichen Gefahren, da dafür unter anderem notwendige Sicherheitskonzepte bei der Datenverarbeitung und -lagerung fehlen und eine Aufweichung des Datenschutzes droht.

(mack)