Interview: "Let’s rock education" — Daniel Jung krempelt das Lernen um mit KI

Seite 8: Die Taschen (nicht) voller Geld: "Mein Schatz – die 3000 Videos"

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Das Gold werden die Daten sein, die kuratierten Daten, die jetzt hier nicht ans Internet angeschlossen sind und proprietär zum Beispiel bei kleinen deutschen Unternehmern sitzen, die sind nicht in diese Modelle eingespeist, haben aber Qualität, sind verifiziert, validiert und unverfälscht. Wie siehst du das?

Das ist jetzt unsere Last Chance. Man mag meinen, ich bin ein großer Influencer und habe die Taschen voll Geld. Dem ist nicht so, deshalb muss ich jetzt auch Geld einsammeln. Mein Schatz der 3000 Videos, der muss jetzt auch wohl trainiert sein.

Weil ansonsten kommt eben Google mit Bard. Die lassen jetzt Meta und OpenAI nicht an die YouTube-Daten ran. Wenn die dann aber meine 3000 scrawlen, runterladen und selber wat damit machen… haben sie noch nicht. Das ist jetzt der Vorsprung, den wir haben.

Daniel, du unterrichtest in deutscher Sprache und bist auf Deutsch im Internet vertreten. Deutschsprachige Inhalte sind bei Datensammlungen wie C4 aussortiert werden. Kann es sein, dass du auch deswegen unter dem Radar geflogen bist bisher?

Noch, aber the Race ist tatsächlich on, und dieser Speed jetzt, da komme ich wieder aus der Mathematik: Exponential Growth. Ich glaube, jetzt ist der Point erreicht, bevor es dann S-Curve-mäßig weitergeht, dann haben sich in zwei, drei Jahren alle platziert.

Ich setze alles auf Education Technology, damit uns als Europa platzieren, dat wir dann mal da stehen und nicht nur Sal Khan von der Khan Academy, der vor ein paar Wochen den KI-Tutor-Weltrevolutions-TED-Talk hielt.

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Das klingt kämpferisch. Höre ich da Optimismus heraus?

Ich bin wirklich Optimist und kämpfe seit 41 Jahren dafür, ich sag aber auch, das sind die letzten 12 Monate jetzt. Weil wenn dat nicht funktioniert, dann ist es wirklich nicht gewollt, dann kannst du es auch mit aller Power nicht, dann muss ich sagen, dann weiß ich auch nicht, also dann ist es das jetzt. Ich bin gespannt. Ist glaube ich jetzt auch finally für Europa eine spannende Phase. Jetzt ist noch die Chance auf die Aleph Alphas, die Heilbronner, was auch immer noch aus Deutschland kommt, es zu richten.

Menschen sind nicht unermesslich leidensfähig.

Kann ich bestätigen. Ich bin sehr leidensfähig, aber jetzt muss auch wirklich extrem transformativ etwas passieren. Ich biete Brand, Content, Netzwerk, Technologie, Ideen für weitere Umsetzungen. Jetzt geht es darum, Kräfte zu bündeln, und am Ende des Tages die Moneten: Jetzt muss investiert werden. Denn bei aller KI ist erfordert, dass bei AIEDN Menschen mitarbeiten. Möchten Sie mir helfen, für das, was Sie jetzt verstanden haben? Dass wir Menschen bezahlen, um das zu ermöglichen? Wir brauchen Developer, Chief AI Officer.

Mal eine Khan Academy, ein Meta aus Deutschland zu bauen. Und das international auch so zu positionieren, dass auch das entsprechende Geld fließt. Lasst doch die Stiftungen zusammen 400.000 in AIEDN kippen. Jetzt haben wir die Chance, jetzt ist KI-Revolution. Sonst spielen wir keine Rolle mehr beim Setzen von Standards und Mitgestalten an einem Tisch. Hauptsache keine Ellenbogenmentalität aus Deutschland jetzt.

Das wäre schade.

Kräfte bündeln, weil wir sind small... Optimistisch sehe ich diese Zusammenkunft an vielen Sachen, und ich habe noch ein Geheimprojekt in der Pipeline, das würde aber heute den Rahmen sprengen, mit einer starken Produktionsfirma. Nur als Kopfkino für dich und eure Leser: Stellt euch vor, es ist gerade Freitag 11 Uhr, an 200 Schulen fällt der Unterricht aus, weil die Menschen nicht da sind zum Unterrichten, weil AIEDN nicht hilft, weil du eine Person brauchst, um den Unterricht zu veranstalten. Und Lehrer Schmidt, der ein cooler Typ ist, den jeder kennt, der streamt live seinen Matheunterricht. Statt den Unterricht ausfallen zu lassen, drücken die 200 Schulen auf den Knopf, und du kannst ihm zugucken. Wäre das nicht der Hammer?

Klasse!

Dafür müssen die Schulen ausgestattet sein. Einer stellt sich als Lehrer hin, du drückst auf den Knopf, dat E-Board ist da, es läuft, du machst, die Kamera ist aufgebaut, zwei andere Schulen sind zugeschaltet, und du lauschst. Pädagogischer Einwand, ja, aber lasst uns doch mal testen. Als Option gegen Unterrichtsausfall, einfach die Option zu sehen. Und dann macht Ausstattung Sinn, und dann brauchst du auch keine produzierten Inhalte, dann brauchst du nur, dat der Mensch sich hebelt. Und in dem anderen Klassenzimmer könnte sogar ein Elternteil stehen, das nicht in der Mathematik ausgebildet ist, was aber zum Beispiel ein Pumper ist, und der sagt, du bleibst jetzt ruhig sitzen, Freddy hinten, ja, ich hab dich gesehen. Und Lehrer Schmidt macht schön weiter.

Hoffentlich wird die Zukunft ein bisschen so wie in deiner Vision. Danke für die Denkanstöße und das ausführliche Gespräch, Daniel.

Das Gespräch führte Technikredakteurin Silke Hahn für Heise (auf Twitter @_SilkeHahn).

(sih)